108 Hans Sachs' aus gewählte dramatische Werke. II.
Die Cochter spricht:
Komm', Vater, flieh' aus diesem Loch,
Sonst wirst du auch gehangen noch.
Der Bauer spricht:
Ich will ein Weilchen noch verziehn.
Die Tochter spricht:
O lieber Vater, laß uns fliehn,
Was woll'n wir hier als Narren stehn?
Komm', laß uns zu den Krämern gehn,
Kauf' mir den Beutel und gelbe Schuh'
Und blaues Band zum Schopf dazu,
Daß ich es kann nach Hause tragen.
Der Bauer spricht:
Wenn du's der Mutter nicht willst sagen,
Daß für den Dieb ich heute Morgen
Die Kuh verhandelt ohne Sorgen
Und ihm das Geld dafür gegeben,
So kauf' ich dir ohn' Widerstreben
Das Band, den Beutel und die Schuh'
Und feine Handschuh' noch dazu.
Dann will ich heute oder morgen—
Mich wieder umthun und auf Borgen
Mir kaufen eine andre Kuh.
Sei du nur still und schweig' dazu,
Daß Muttern das nicht wird gewahr;
Ich müßte sonst das ganze Jahr
Kifferbsen immer wieder essen.
Doch eines bleibt mir unvergessen:
Solch fahrend Volk herberg' ich nimmer,
Halt' alles wohl verschlossen immer
Und lasse solch Gesindel stehn.
Komm', liebe Tochter, laß uns gehn,
Daß nicht mehr Unrat uns erwachs'.
Schön gute Nacht wünscht uns Hans Sachs.
J 9* Das heißt: Streit haben; vgl. Hans Sachs' dramatische Werke J,
F.