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Gegenständen der Darstellung ändert: „Ihr sollt euch an den wunder-
samen Vorgängen, den feinsinnigen Anspielungen ergötzen. Gehe
ich doch auch gern solchen Dingen nach. Aber ich will doch auch
nein besonderes Interesse dabei wahren. Hier bietet sich mir die
Gelegenheit, namentlich den Frauenkörper nach den verschiedensten
Seiten und in den mannigfachsten Lagen zu zeichnen. Diese will
ch benützen.“ Und in der That erscheinen die mythisch - alle-
sorischen Bilder als reine Formstudien, und machen sich die letz-
‚eren z. B. in den vier Hexen (B. 75) sogar mit einer gewissen
Aufdringlichkeit geltend.
Ihn musste ein Gedankenkreis locken, welcher volkstümlich,
eicht und allgemein verständlich war, zugleich aber die erfinderische
Phantasie des Künstlers anspornte. Einen solchen fand er in der
Bibel. Seit einem Jahrtausend und länger geschaut, geliebt und
verehrt, waren die biblischen Bilder ein Gemeingut der Menschheit
scworden. Ihr Inhalt ist so unerschöpflich, sie schmiegen sich so
nnig den mannigfachsten Stimmungen an, können von so verschie-
denen Seiten erfasst werden, wecken eine so unendlich reiche Welt
von Empfindungen, dass jede Zeit nach ihrer besondern Art sich
in sie hineinzudenken vermag, der individuellen Freiheit des einzelnen
Künstlers der weiteste Spielraum gewährt wird. Wie sollten solche
Vorzüge nicht Dürers Phantasie gefangen nehmen, welcher schon
durch die Vorlicbe für den Holzschnitt und Kupferstich auf volks-
tümliche Wege gewiesen war, dabei aber doch gern seine persön-
liche Selbständigkeit hütete und eigenen Gedanken nachging? Bereits
in Jungen Jahren wurde Dürer der Maler der Bibel und blieb es, so-
lange er lebte. Kein Gestaltenkreis hat ihn so nachhaltig beschäftigt
und so tief ergriffen, wie der biblische; keinem deutschen Künstler
dankt aber auch die Bibel mehr, dass sie in der Phantasie des Volkes
feste Wurzel fasste, als Dürer.
Bald nach seiner Heimkehr entwarf Dürer den Plan zu einer
Bilderfolge aus der Apokalypse. Im Jahre 1498 war die „heim-
lich Offenbarung Johannis,“ fünfzehn stattliche Holzschnitte,
im Drucke vollendet., Aus welchem Grunde griff cr gerade diesen
an sich dunkeln, für die bildliche Wiedergabe besonders schwierigen
Teil der Bibel zuerst heraus? Ein Blick auf das bei Blätterfolgen
and Bilderbüchern ungewöhnlich grosse Format lässt bereits ver-
muten, dass Dürer noch in italienischen Erinnerungen lebte. Hier
waren die grossen Holzschnitte beliebt, hier hatte sie Dürer kennen
gelernt und ihren Wert für eine markige Formengebung begriffen