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zu tragen. Die Reichsstadt mit ihrem reichen Kriegsmaterial zu
gewinnen wäre bei der bedenklichen Stimmung eines großen Teils
der Einwohnerschaft und bei der weiten Entfernung des Bundesheeres
unter dem Truchseß gar nicht so schwer gewesen. Statt dessen wurden
ein paar Wochen lang Tag für Tag Angriffe und Stürme auf das
ebenso gut befestigte als tapfer und umsichtig verteidigte Schloß auf
dem Marienberg versucht. Am Tage der Schlacht bei Frankenhausen
wurde um Mitternacht der Hauptsturm unternommen. Angriff und
Abwehr erfolgten mit gleicher Wucht. Schon waren die Stürmenden
his in die Gräben gelangt und hatten Leitern an die Schloßmauer
angelegt, da rissen die aus nächster Nähe von den Belagerten abge—
feuerten Geschütze furchtbare Lücken in die Reihen der Stürmenden
und die aus allen ffnungen der Veste auf sie herabgeschleuderten
Pechkränze, Feuerkugeln u. s. w. blendeten und verbrannten sie der—
maßen, daß sie von der Verfolgung der erlangten Vorteile abstehen
mußten. Das beiderseitige Feuern war so stark, daß das Schloß in
Flammen zu stehen schien. Zitternd vor Erwartung standen die
Bürger Würzburgs auf Straßen und Plätzen, um den Verlauf des
Kampfes zu beobachten. Ein wiederholter Sturm führte ebenfalls zu
keinem Erfolg. Leichenhaufen erfüllten Gräben und Schanzen.
Die Lage der Aufständischen in Franken gestaltete sich immer
beängstigender und den Führern wurde das Wams enger und enger.
Da erließen sie ein Manifest an die Fürsten, Herren und Städte,
in welchem sie nach Darlegung der begründeten Beschwerden der
Bauern und nach Rechtfertigung ihrer Absicht, „daß sie zur Erhaltung
des Evangeliums und zur Handhabung des Friedens und Rechts sich
in einer brüderlichen Vereinigung zusammengethan und verbunden
haben“, zu einer Tagsatzung in Schweinfurt einluden. Am
27. Mai gelangte dieselbe auch an den Rat von Nürnberg, der die—
selbe aber in einem sehr ausführlichen und salbungsvollen Antwort—
schreiben ablehnte. Die guten Lehren und Ermahnungen, die der
nach den Siegen des Truchseß von seiner größten Angst befreite
Nürnberger Senat nunmehr dem Bauernrat zu erteilen für gut fand,
waren jedoch ebenso verspätet als die Einladung selbst. Es fanden
sich nur wenige Abgeordnete ein und schon war der Feldhauptmann
des schwäbischen Bundes auf dem Hermarsch aus Schwaben, um auch
dem Aufstand in Franken den Garaus zu machen. Strafend, Ortschaf—
ten verbrennend, ohne viel nach größerer oder geringerer Schuld zu
fragen, zog derselbe durch das zitternde Württemberg. Die Volkskanzlei
in Heilbronn stob auseinander. Der in die Hände der österreichischen
Besatzung auf dem Asberg gefallene und dem Truchseß ausgelieferte
Bauernfuͤhrer Jäcklein Rohrbach von Böckingen, der bei der Blutthat
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