Zum schönen Siel.
J
Zweimal noch wiederholte der Vater dieselbe Frage, und
jedesmal erfolgte die gleiche Antwort.
Nun kehrte sich der Vater an seine Tochter, indem er in
derselben Form fragte: „Agnes, willst du diesen Albrecht Dürer
den jüngern zu deinem ehelichen Gemahl haben?“
Auch aus ihrem Munde erfolgte ein wenn auch nicht so
lautes, doch brünstiges: „Ja, von Herzen gern“, und das auch
dreimal hinter einander.
Hierauf fügte der Vater die beiden Hände zusammen,
legte die seine darauf und sprach: „Albrecht, ich vertraue dir
die Agnes, gleichwie Christus dem Petrus die Schlüssel des
Himmelreichs vertrauet hat. Agnes, ich vertraue dir den Albrecht,
gleichwie Christus dem Petrus die Schlüssel des Himmelreichs
vertrauet hat.“
Jetzt nahm er aus der Ecke ein Schwert, steckte auf die
Spitze desselben einen Hut und an den Griff desselben einen
goldenen Reif, nahm darauf einen Mantel und einen Pfennig
und übergab die Verlobte dem Bräutigam mit den Worten:
„Hiemit übergebe ich mein eheleiblich Kind Eurer Treue und
Gnade und bitte Euch bei der Treue, damit ich sie Euch über—
gebe, daß Ihr derselbigen ein gerechter und gnädiger Vogt seiet
und ein getreuer Beschützer.“
Der Bräutigam hob mit andächtiger Gebärde die Hand
zum Schwur: „Solches gelobe ich im Angesicht des allgegen—
wärtigen Gottes!“
„So nehmet sie hin als Euer eigen, die Euch erkoren!“
sprach der Vater, und der Bräutigam trat zuerst der Braut
auf den Fuß, zum Zeichen, daß er nun ihr Herr sei, dann
aber schloß er sie in seine Arme, zum Zeichen, daß seine
Herrschaft doch keine Knechtschaft sein solle, und gab ihr den
Verlobungskuß. —