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sollten wieder die Städte liefern, welche er schon vor drei Jahren,
Als er 800 000 Goldgulden brauchte, um die Mark Brandenburg
von den Wittelsbachern abzulösen, aufs furchtbarste geschröpft hatte.
200 000 Goldgulden hatten ihm die schwäbischen Reichsstädte allein
liefern müssen; mehrere Reichsstädte, Dinkelsbühl, Donauwörth,
Bopfingen wurden von ihm zu gleicher Zeit gegen hohe Summen an
Herzog Otto von Bayern verpfändet.
Aus diesen schlimmen Erfahrungen konnten die Städte leicht
schließen, was sie von den Griffen des Kaisers noch zu erwarten
hätten. Der Gedanke, daß es höchste Zeit sei, sich vor weiteren
Frpressungen und Verpfändungen von Seiten des obersten Schutz—-
herrn zu schützen, mußte sich ihnen von selbst aufdrängen und so
raten am 4. Juli 1376 vierzehn schwäbische Reichsstädte, Ulm an
ihrer Spitze, zu einem Schutzbündnisse zusammen. Die verbundenen
Städte sandten Boten an den Kaiser nach Nürnberg, welche als
Bedingung ihrer Huldigung verlangten, daß Wenzel verspreche, ihre
Rechte und Freiheiten zu achten, sie nicht zu verpfänden und ihren
Bund anzuerkennen. Die Antwort des Kaisers war der Befehl so—
fortiger Auflbsung des Bundes und die Verpfändung der Stadt
Weil und der Vogteirechte in einigen anderen Städten um die
Summe von 40000 fl. an den Grafen von Württemberg, Eberhard
den Greiner, dessen Anerkennung Wenzels damit gesichert werden
sollte. Infolge dessen trat Stadt Weil alsbald dem Bunde bei, dem
Beispiele folgten Kaufbeuren und Kempten und der so verstärkte
Städtebund weigerte sich dann offen, dem neuen römischen König
Huldigung zu leisten. Die Warnung des schmiegsamen Rats von
Nürnberg war bei den hartköpfigen Schwaben vergeblich gewesen.
Darauf verhängte Karl die Reichsacht über die widersetzlichen
Städte und bot zu ihrer Züchtigung eine ansehnliche Heeresmacht
auf, zu welcher auch Nürnberg einen Auszug von sechzig Gleven
stellte. Der Kaiser sollte jedoch nichts weniger als Lorbeeren ernten;
seine Belagerung von Ulm war fruchtlos, mit Hohn und Spott zog
er ab und überließ die weitere Kriegführung den Herzogen von
Bayern und dem Grafen von Württemberg. Doch auch den Fürsten
und dem Adel wuchsen keine Lorbeeren in dem Kampf gegen die
Städte. Nachdem bei Albeck und bei Kaufbeuren der Herzog von
Bayern und der Graf von Teck durch die schwäbischen Eidgenossen
Niederlagen erlitten, erfuhren auch Graf Eberhard von Württemberg
und sein Sohn Ulrich, der Sohn an der Achalm, der Vater in der
Schlacht bei Reutlingen die vollgiltigsten und blutigsten Beweise von
der Kraft und Tapferkeit der Bürger. Der große Sieg von Reut—
lingen am 2. Mai 1377 führte eine Wendung der Dinge herbei.
—IJ