Einleitung.
A ine der mächtigften Regungen unferes Beiftes: und Seelen-
SS lebens ift die Erinnerung. Wie ein Stachel trifft fie uns
® im Herzen, wenn herbe Schickfals{hläge, fhmerzliche Ver:
lufte, welche längft der Vergangenheit angehören, vor unferem
geiftigen Auge durch fie herauffteigen; aber freudiges Empfinden
Surchzieht die Bruft, wenn große Ereigniffe, gelungene Werke er-
neuf in uns wach werden, deren Segnungen wir heute noch reichlich
genießen, obgleich auch fie durch den Lauf der Seit lange fchon
yinweggewifcht find.
Und warum genüst uns nicht die Gegenwart mit ihren
fen vor uns dakiegenden CThatfachen, warum müfen wir hinter
uns fchauen in die Vergangenheit, in das Grab fo mancher trüben,
aber auch fo mancher glücklichen Stunde? Es find Hochachtung,
$reude, Dankbarkeit, welhe den Blik zurückziehen mit einem
unerflärlichen Reize und mit leifer Wehmuth zugleich nach dem
ewig Entfchwundenen. Den Einzelnen beherrfcht diefer Reiz ebenfo,
wie ganze Gemeinfchaften Gleichgefinnter, und wenn Diefe fich
Voldhem Reize hingeben, wenn fie in größeren regelmäßigen Zeit:
räumen und in befonders ausgeprägter, feierlidher Weife das Befühl
der Freude Ffundgeben, über jene Segnungen, die einft ihren Vor:
Fahren zu Theil geworden find und zu deren Genuß auch fie ein
Alüclicher Stern zufammengeführt hat, dann haben wir die überall
verbreitete Sitte der Erinnerungsfefte vor uns.
Eine folcdhe Segnung aber, man darf wohl fagen faft für die
ganze AMenfchheit, ft auch das Turnen. Schon von der zweiten
BHälfte des vorigen NYahrhunderts ab find berühmte AMNänner, wie
Bafedow, ein bedeutender Pädagoge, Guts AMNuths und Fichte,
der große Gelehrte, mit Ernft und Eifer für das Turnen in die
Schranken getreten, jedoch erft der gewaltigen Thatkraft, gepaart
mit glühender Vaterlandsliebe, Friedrich £udwig Yahns war es
vorbehalten, dem Turnen jene allgemeine Derbreitung zu verfchaffen,