Volltext: Sammelhandschrift – Nürnberg, STN, Cent. VI, 43g

380 
Kaspar Hausers Tod. 
Seite seines Körpers vor. — — Das Raätsel ist damit nicht ganz 
gelöst. Aber so viel kann ich andeuten: Der Vater Hausers, der 
Bischof von G..... berg, hatte einen Bruder von anerkannt schlechtem 
Charakter, der des Nachlasses wegen den zum Erben eingesetzten () 
Sohn beiseite schaffen und zugleich der hohen geistlichen Würde 
ein Ärgernis ersparen wollte. Um mehr zu sagen, müßten Personen 
genannt werden, die noch nicht ganz der Geschichte angehören. So 
viel mag genügen, daß der Bruder des Bischofs durch seine Verbin— 
dungen bei Hofe allmächtig war, und daß nach dem Tode Hausers 
gerade sehr vornehme Personen es waren, welche mit großem Eifer 
für die rein unsinnige Behauptung stritten, er habe sich selbst er— 
mordet, eine Annahme, die Mittermayer in seinen Briefen über Hausers 
Tod im Morgenblatt so schlagend in ihr Nichts zurückführte. (72) 
Auch wissen alle Kriminalisten, welche sich für die Aufhellung der 
Thatsachen interessierten, die Kaspar Hausers Tod begleiteten, daß 
man infolge Befehls von oben die Akten darüber streng verheim— 
lichte und niemanden zu Gesicht kommen ließ. — Daß Hauser der 
Sohn eines hochgestellten (2) katholischen Geistlichen sei, wurde übrigens 
schon bei seinem ersten Auftreten in Bayern vielfach versichert.“ Das 
hat Schücking sich während einer Römerfahrt von einem deutschen 
Lehrer aus London erzählen lassen. Eberhardt schrieb zu diesem 
Roman einen noch nicht gedruckten Kommentar, in welchem der dem 
„Namen nach unbekannte“ ()) Chirurg, bei dem Dorothea Königs-⸗ 
heim ihre Entbindung abgewartet hat, mit der Rolle des schwarzen 
Mannes beauftragt wird! Und die Beweise des scharfsinnigen Kri— 
minalisten für diese Ansicht? Kaspar Hauser war an beiden (2) 
Armen geimpft, folglich muß er sich in den Händen eines Chirurgen 
befunden haben; die bei Daumer ihm beigebrachte Wunde scheint von 
einem chirurgischen Instrumente herzurühren; und die Verwundung 
in Ansbach beweist, daß der Thäter Anatomie studiert haben muß, 
denn nur solche Männer wissen das rechte Fleckchen zu treffen.“ 
Dieser Umstand und der scharfe Stirnschnitt in Nürnberg führen 
Eberhardt zu der Vermutung hin, daß „der nämliche Chirurg, welcher 
das Kind von der Brust seiner Mutter weggerissen ()) und ander— 
wärts (angeblich bei einer Witwe Katharina Brachmann) in Ver— 
P 
n 
5 
4 
—1
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.