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Kaspar Hausers Tod.
Seite seines Körpers vor. — — Das Raätsel ist damit nicht ganz
gelöst. Aber so viel kann ich andeuten: Der Vater Hausers, der
Bischof von G..... berg, hatte einen Bruder von anerkannt schlechtem
Charakter, der des Nachlasses wegen den zum Erben eingesetzten ()
Sohn beiseite schaffen und zugleich der hohen geistlichen Würde
ein Ärgernis ersparen wollte. Um mehr zu sagen, müßten Personen
genannt werden, die noch nicht ganz der Geschichte angehören. So
viel mag genügen, daß der Bruder des Bischofs durch seine Verbin—
dungen bei Hofe allmächtig war, und daß nach dem Tode Hausers
gerade sehr vornehme Personen es waren, welche mit großem Eifer
für die rein unsinnige Behauptung stritten, er habe sich selbst er—
mordet, eine Annahme, die Mittermayer in seinen Briefen über Hausers
Tod im Morgenblatt so schlagend in ihr Nichts zurückführte. (72)
Auch wissen alle Kriminalisten, welche sich für die Aufhellung der
Thatsachen interessierten, die Kaspar Hausers Tod begleiteten, daß
man infolge Befehls von oben die Akten darüber streng verheim—
lichte und niemanden zu Gesicht kommen ließ. — Daß Hauser der
Sohn eines hochgestellten (2) katholischen Geistlichen sei, wurde übrigens
schon bei seinem ersten Auftreten in Bayern vielfach versichert.“ Das
hat Schücking sich während einer Römerfahrt von einem deutschen
Lehrer aus London erzählen lassen. Eberhardt schrieb zu diesem
Roman einen noch nicht gedruckten Kommentar, in welchem der dem
„Namen nach unbekannte“ ()) Chirurg, bei dem Dorothea Königs-⸗
heim ihre Entbindung abgewartet hat, mit der Rolle des schwarzen
Mannes beauftragt wird! Und die Beweise des scharfsinnigen Kri—
minalisten für diese Ansicht? Kaspar Hauser war an beiden (2)
Armen geimpft, folglich muß er sich in den Händen eines Chirurgen
befunden haben; die bei Daumer ihm beigebrachte Wunde scheint von
einem chirurgischen Instrumente herzurühren; und die Verwundung
in Ansbach beweist, daß der Thäter Anatomie studiert haben muß,
denn nur solche Männer wissen das rechte Fleckchen zu treffen.“
Dieser Umstand und der scharfe Stirnschnitt in Nürnberg führen
Eberhardt zu der Vermutung hin, daß „der nämliche Chirurg, welcher
das Kind von der Brust seiner Mutter weggerissen ()) und ander—
wärts (angeblich bei einer Witwe Katharina Brachmann) in Ver—
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