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wurde das freie Bücherlesen zur Sache der Re—
ligion gemacht. War doch nach dem liberalen
Urtheil eines vormaligen Wiener Professors, dem
der dortige Superintendent Fock eine Verthei—
digung entgegen setzte, selbst die protestantische
Religion eine Stifterin der Unruhen bey Unter—
thanen gegen ihre Obrigkeit. Was wird dieser
große Geist, desgleichen so viele sind, erst von
den neuern Versuchen Kants, Fichte, Schel—
lings, Reinhards, u. a. denen die bisherige
Weltweisheit noch kein Genüge that, die daher
als Reformatoren derselben auftraten, ja sich so—
gar weiser dünken als Aristoteles, der Stamm—
vater aller glaubigen Philosophen, was wird
Hofmann dcdies ist sein Name) wohl von die—
sen Neueren, für Begriffe haben? Religion und
Staat werden ihm durch diese Spitzköpfe, die
überdies alle Lutheraner sind, in äusserste Gefahr
gebracht scheinen. Kein beßerer Rath also, denn
man vertilge ihre und ihrer Schüler gottlose
Schriften, man verriegle ihnen jede Thür, und
lasse alle die von dieser Pest angesteckt seyn mög—
ten, eine vieljährige Quarantaine halten, um ge—
wiß zu werden, daß sich das Uebel durch sie
nicht weiter verbreiten werde. Der zum Denken
fähige Kopf muß es nothwendig schwer empfin⸗
den