9h
Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke. II. 169
So kann die Welt ich hintergehn,
Mich wundert's, daß sie's nicht verstehn:
Nein, es kommen in hellen Haufen
Mir Fraun und Männer nachgelaufen
Und suchen bei mir viel Erfahrung.
Damit gewinn' ich jetzt die Nahrung.
Da klopfet einer an die Thür,
Ich thu' ihm auf, er will zu mir. Gie alte Unholdin thut auf.)
Das junge Weib kommt und spricht:
Ach, weise Frau, steht Ihr mir bei,
Ich bitt' Euch, hört mich ohne Scheu.
Zu Euch man mich gewiesen hat,
Bei Euch zu suchen Hilf' und Rat.
Die alte Unholdin spricht:
Sagt, liebe Frau, was ficht Euch an?
In kurzer Frist ich helfen kann.
Das junge Weibh weint und spricht:
Ich hab' einen wunderlichen Mann,
Dem ich nichts richtig machen kann;
Ihm mißfällt, was ich immer thu',
Und wunderlich ist er dazu,
Er schlägt und rauft und kratzt und krallt
Und höhnt und quält mich mannigfalt;
Nie hab' ich eine gute Stunde.
Ach, helft mir, habt Ihr dessen Kunde,
Versucht es, meinen Mann zu zwingen,
Mit Zauber ihn dazu zu bringen,
Daß er recht duldsam und sanftmütig
Und freundlich wird zu mir und gütig.
Bringt Ihr's zuwege, will ich Euch
Die Kunst belohnen überreich.
Die alte Unholdin spricht:
Ach, liebe Frau, die Sach' ist schwer.
Gebt mir erst einen Thaler her!
(Das junge Weib giebt ihr einen Thaler.)
Die alte Unholdin spricht:
Ist bei der Arbeit gern Eur Mann?