wohin der Eingang aus disziplinären Gründen verlegt werden mußte, auch
gegangen. Die große Fatalität, daß dem Haupteingang am Karthäuser
Thor eine Zufahrt von Ost und West fehlt, so daß alle Wagen zur theil—
weise großen Beschwerniß der Kranken durch die Stadt hindurch gefahren
werden müssen, zwingt uns auf Eröffnung der Ringstraße außen herum zu
dringen. Damit aber sind wir wiederum in die unangenehme Lage versetzt,
einen Streifen Landes an der Nordgrenze abtreten zu müssen, so daß dort
zwischen Mauer und Häusern fast nur eine Reihe bleibt und den nach
Norden sehenden Lokalitäten — Sektionszimmer, Schlafzimmer des Küchen—
personals und Speisezimmer der Asisistenzärzte — ungebührlich Luft und
Licht entzogen wird.
Noch zwei Punkte sind es, die aus allgemeinen und häuslich polizeilichen
Gründen den Platz ganz verleiden müssen. Es ist dies einerseits die in
der Presse so oft schon gerügte durch die Nähe der frequenten Straßen
gegebene Möglichkeit, daß die Kranken die Mauern besteigen und dort
einerseits mit der Außenwelt verkehren, andererseits sich Nahrungs- und
Genußmittel zustecken lassen. Allem aber voran steht die unangenehme
Thatsache, daß die Insassen der syphilitischen Abtheilung — besonders soweit
sie öffentliche Dirnen sind, es verstehen, mit dem um die Stadtmauer ver—
kehrenden Publikum, Genossen und Freunden einen regen Verkehr einzuleiten,
in gleicher Weise, wie es leider vom Landgerichtsgefäungniß aus zum steten
Aerger der Passanten und Anwohner auch geschieht. Eine polizeiliche
Inhibirung dieses Unfugs gelingt bislang leider dort wie hier nicht! Die
Folge davon ist, daß man die Fenster der nach Westen zu schauenden Zimmer
dieser Abtheilung fest verschließbar machen mußte. Da die Thüren dieser
Zimmer wegen der unmittelbaren Nähe der Zimmer für die chirurgische
Frauen-Abtheilung auch geschlossen gehalten werden mußten, so sind die
bedauernswerthen Personen, unter welchen oft genug noch ordentliche Mädchen
— verführte Dienstboten, Arbeiterinnen ꝛc. — sich befinden, vollkommen
wie im Gefängniß eingeschlossen. Da eine künstliche Lufternenerung nicht
vorhanden, die Einrichtung einer solchen in dem alten Hause auch nicht mehr
möglich ist, so sind diese Personen — in deren Zimmer aus den oben er—
wähnten Gründen an sich schon die Luft meist künstlich verschlechtert sein
muß — nur auf die geringe Lüftung durch die oberen Fensterscheiben an—
gewiesen. Zeitweise herauslassen kann man sie aber nicht, da sie den
Corridor mit den Kranken der chirurgischen Abtheilung theilen müssen und
in den Garten kommen sie ebenfalls nicht, da derselbe schon in Folge der
zahlreichen Einbauten für die anderen Kranken, die doch selbstverständlich
nach Geschlechtern getrennt werden müssen, äußerst eingeengt, kaum ausreicht.
Daß durch diese erzwungene Einsperrung auch die Behandlung der Kranken,
deren Leiden sehr oft den Organismus mehr oder weniger angreifende Kur—
methoden erheischen, nothleiden muß, leuchtet auch ohne weitere Ausführung
sicher jedem Laien ein!
Schließlich sei auch noch eines Umstandes Erwähnung gethan, der
freilich uns direkt nicht angeht, aber doch nicht ganz mit Stillschweigen
übergangen werden kann. Der mit seinem Garten angrenzende Jndustrie—
und Cultur-Verein beabsichtigt bekanntlich, den angrenzenden Theil seines
Gartens zu Bauplätzen umzugestalten. Diesem Vorhaben ist bei der Nähe
des Pavillons III, des Krankengartens und vor Allem des Isolirhauses aus