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wärts vollendeter Tafelbilder liess sich ja am besten dadurch umgehen, dass fremde
Meister nach Krakau kamen und hier die betreffenden Werke ausführten ; diese
Erwägung führte wohl auch Hans Sues von Kulmbach in Polens Krönungsstadt.
Da die Maler der Stadt verlangten, dass alle ihrer Kunst Beflissene „der czechen
yehorsam haldten‘“ und auch die zugewanderten Fremden Anschluss an die Zunft
suchen sollten, weil ihnen sonst kein Goldschläger Gold oder Silber verkaufen durfte,
3o waren die fremden und mit ihnen in erster Linie die deutschen Maler zu einer
gewissen Annäherung an die Krakauer Malerzunft gehalten, deren Angehörige durch
solchen Verkehr stets neue Anschauungen vermittelt erhielten. In der Kreuzkapelle
des Domes, welche bekanntlich „graeco more depicta et decorata‘“ Wandmalereien
mit slawischen Inschriften bietet, erweisen sich als deutsche Arbeiten die beiden
Flügelaltäre, von denen nicht so sehr der 1467 vollendete Dreifaltigkeitsaltar als
vielmehr der mit dem österreichischen und lithauischen Wappen geschmückte Altar
der schmerzensreichen Jungfrau Maria durchaus nicht dafür spricht, dass Kasimir
Jagello, bekanntlich mit Elisabeth von Österreich vermählt, gleich dem schon 1393
griechisch-russische Maler berufenden Wladislaw Jagello „die Kijover Schule der alt-
deutschen“ vorgezogen haben. Ebenso können für Bilderhandschriften und andere
Schöpfungen der Kleinkunst deutsche Einflüsse oder Anfertigung in Deutschland
‚estgestellt werden.
So stellt sich der Reichtum mittelalterlicher Kunstdenkmale Krakaus gar
nannigfach als zu den Leistungen deutschen Kunstschaffens gehörig oder von ihnen
abhängig dar. Deutsche Bauweise bestimmt charakteristische Züge der architektonischen
°hysiognomie, wie deutsche Zunftsatzungen die Grundlage des Kunstlebens bilden;
Arbeiten deutscher Bildschnitzer und Erzgiesser predigen in ihrer Jahrhunderte über-
dauernden Schönheit von der Herrschaft und dem einstigen Ansehen deutscher
Kunst im fernen slawischen Osten. Und weil daran die besten Nürnberger Namen
hervorragenden Anteil haben, durfte wohl auch bei einem in Nürnbergs Mauern
tagenden kunsthistorischen Kongresse besonders darauf hingewiesen werden, welch
grosse Bedeutung Krakau für die Geschichte der deutschen Kunst hat, und in welch
ansehnlicher Dankesschuld es gerade bei grossen Meistern Nürnbergs steht, bei
Künstlern jener Stadt, welche mehrere Jahrhunderte hindurch nie die lebendige
Fühlung mit der Kunst verlor und die Vermittlerin ihres Segens für weit entlegene
‘“zebiete wurde.
Bemerkungen und Wünsche des Herrn Professor Semper
in Bezug auf Gypsmuseen.
/ Wegen Kürze der Zeit fasst Redner seine Darlegungen, welche er als Motivierung einer von ihm
beantragten Resolution vorausschickt, in möglichst knapper Weise, etwa wie folgt, zusammen :}
Wie die Verwendung des Gypses als schmiegsames Material zur Herstellung
plastischen Schmuckes schon uralt ist, so wurde derselbe auch schon im Altertum
und in der Renaissance (wie uns Plinius in Bezug auf Dibutades und Lysistratos
und Vasari hinsichtlich des Verrocchio mitteilen) zur Herstellung von Abgüssen,
sei es nach der Natur, sei es nach plastischen Werken, benützt. Besonders für die
Entwickelung der Porträtskulptur war der Gyps, infolge seiner Verwendung
zum Guss von Hohlformen für Totenmasken, schon im Altertum von ‚grosser Be-