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Knaben, die, mit einem (hwachen Damm, den ftarken
$Iuß der Sortwallenden BGewonheit auffhalten
‚. wolen.“ (S. 165—167.) So wünfchenswert nun die „voll
tändige Reinlichkeit“ in unferer Sprache wäre, „fo
ann doch folche nur nach undnach von uns eingeführt
werden“... Znzwifchen aber bift du, der du diefes KHefeft, und
ich, der ich folches fchreibe, piel zu Ichwach, das Maß der Seit und
die gebräuchliche Bewonheit auffzuheben und zu ändern: daß wir
aljo verantwortlicher thun, wir halten uns in folchem Zweiffel, in
jchreiben und reden, gleich andern, ob wir gleich vermeinen
und wifjfen, jenes fey beffer und unfträflicher teut{ch
geredet. (S. 168.)
Die deutfidhen Wörter werden am bejten allmählich durch Bei-
fügung neben den fremden gebräuchlichen eingeführt. Überdies it
nicht zu überfehen, daß fih eben eine Gelehrtenfprache auZgebildet
hat, die dem Volle zwar unverftändlich, aber in gelehrten Dingen,
wie auch Schottel einräumen muß, ihre volle Berechtigung hat.
Ein gewijjer Wandel der Sprache it zudem mit der größeren
Ausbildung und Vervolllbumnung der Sprache nur natürlich.
Bollzieht fich ja Ähnliches im Kleinen hei jedem Menichen auch,
wenn er vom Kinde zum Knaben und Mann Heranreift. (S. 169.)
Die Schriftitücke enthalten Faiferliche, bayerifche, pfälziiche, Jächfiiche,
braunihweigifdhe, IHmedijdhe Schreiben und Belehrungsbriefe. Sie
find nad der Beitfitte namentlich mit lateiniichen remdivörtern
iüberladen.
Abjhnitt 5 (364—412) bringt: „Allerhand höfliche Schreiben
an das Iöbliche $rauenzimmer “
Motto: Was Sinn, BGeift und Verftand übt, mehret und erhöhet,
bey Manns: und MWeibsperfon, in gleicher Würde ftehet:
Das Weib regirt das Haus, der Mann regirt die Stadt:
Saa, ob nicht jeder Cheil Neritand vonnöhten hat?
Der Borrede entnehmen wir: Stumme Lehrmeifter, die Bücher,
find dem $rauenvole! abfonderlich vonnähten: Mafjen die Schönheit
jo wol, als die Berrichafft mehr Suchsichwänber, als Straffmeifter