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und ließ sich dafür von Raphael's Kupferstichen, so viel als immer zu
haben wäre, versprechen. Tommaso zeichnete Dürer's Bildniß und Beide
schieden als Freunde. Im Monat October gelang es ihm denn auch
endlich, den Kaiser in Aachen zu erreichen und mit vieler „Mühe und
Arbeit“ die Bestätigung seiner Privilegien zu erlangen. Vom 4. Novem—
ber 1520 lautet der Kaiserliche Freibrief an den ehrsamen Rath von
Nürnberg, der denn nun auch den Willen des neuen Kaisers mehr be—
achtete, als des alten, und endlich, endlich die 100 fl. Leibgeding von da
ab regelmäßig zahlte.
Am 14. December kehrte er wieder nach Antwerpen zurück und ver—
brachte den Rest des Winters daselbst. Auch Gent und Brügge besuchte
er noch von hier aus um Ostern 1521 und sah die unsterblichen Werke
der großen Flamländer, van Eyck's und ihrer Genossen und Schüler.
Wichtiger aber als Alles, was wir noch für die Kenntniß des deutschen
Meisters als Künstler aus der unschätzbaren Quelle seines eigenen Tage—
buchs entnehmen könnten, ist eine Stelle, welche uns den innigen Antheil
zeigt, welchen Dürer als Mensch und Zeitgenosse an dem größten Ereig—
niß jener Tage, an der deutschen Kirchenreformation und ihrem Helden,
Martin Luther, genommen.
Es war der bange Augenblick gekommen, wo Luther auf seiner Reise
von Worms nach Wittenberg spurlos vor den Augen der Welt ver—
schwand, und Niemand ahnen konnte, daß es nur die Vorsicht Friedrich
des Weisen, seines großen Schützers, war, welche ihn auf eine Zeit lang
der Gefahr einer offenen Wirksamkeit entzog. Seine Freunde und An—
hänger glaubten den theuren Mann in der Gewalt seiner römischen Feinde,
und Dürer schrieb bei der Kunde von diesem Ereigniß in sein Tagebuch:
„Item am Freitag vor Pfingsten im 1521. Jahr kamen mir Mähr gen
Antorf, daß man Martin Luther so verrätherlich gefangen hett, und wie
sie den Verkauften frommen, vom heiligen Geist erleuchteten, Mann
hinweggeführet, der da war ein Nachfolger des wahren christlichen
Glaubens! Und lebt er noch oder haben sie ihn gemördert, was ich nicht
weiß, so hat er Das gelitten um der christlichen Wahrheit willen und
darum, daß er gestraft hat das unchristliche Papstthum, das da strebt
wider Christus Freilassung, mit seiner großen Beschwerung menschlicher
Satzungen. — — Und sonderlich ist mir noch das Schwereste, daß uns
Gott vielleicht noch unter ihrer falschen blinden Lehr will lassen bleiben,