Volltext: Albert Dürer

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und Susanna, die getreue Magd; neben allem zur Reise Nöthigen wurde 
noch eine gute Anzahl „Kunst,“ d. h. Holzschnitte und Kupferstiche zum 
gelegentlichen Verkauf, in dem geräumigen Wagenkasten mitgenommen. 
Am Donnerstag nach Kiliani, am 12. Juli 1520, schreibt Dürer, habe 
ich die Reise „uff mein verkost und ausgeben“ begonnen, und so berichtet 
er weiter ausführlich in seinem Tagebuche den Verlauf der Reise, deren 
vorläufiges Ziel, die reiche und fürnehme Stadt Antorff oder Antwerpen, 
er am 28. Juli erreichte und bei Jobst Planckfeldt Herberge nahm. 
Bernhard Stecher, der Fugger Factor, war der Erste, welcher den Nürn— 
berger Landsmann freundlich empfing. Bald folgten die Antwerpner 
Kunstgenossen, die ihn zu einem feierlichen Ehrenmale luden; es war 
Sonntags am S. Oswaldtage, auch Frau Agnes und die ehrbare Magd 
waren geladen, „Silbergeschirr und andere köstliche Zier und überköstliches 
Essen“ in Menge vorhanden. „Es waren,“ schreibt Dürer, „auch der 
Maler Weiber alle da, und da ich zu Tisch gefüret ward, stund das Volk 
auf beiden Seiten, als fürete man einen großen Herrn. Alle erzeigeten 
sich mit tiefem Neigen auf das Allerdemüthigste gegen mich, und sagten, 
sie wollten Alles thun, was sie wüßten, das mir lieb wäre.“ Die Raths— 
herren und Peter, der Rathszimmermeister, Beide verliehen ihm ein paar 
Kannen Ehrenwein, und die Künstler geleiteten ihn nach dem Bankett 
ehrenvoll in seine Herbergrfre. 
Sein sorgfältig geführtes Tagebuch eröffnet uns eine ganze Welt von 
Erlebnissen, Bekanntschaften und eine unglaubliche Reihe von Arbeiten, 
welche der emsige Mann mitten unter den Zerstreuungen der Reise zu 
vollbringen Zeit und Kraft fand. Von Künstlern waren es Quentyn 
Messys der Alte, Bernhard von Orley, Lucas von Leyden und besonders 
Niclas Patenier, mit welchem er in ein besonders nahes Verhältniß ge— 
treten zu sein scheint. Auch Frau Margaretha von Parma, die Statt⸗ 
halterin, nahm ihn freundlich auf und gewährte ihm ihre Fürsprache bei 
Kaiser Karl V.; sonst erscheint sie nicht gerade liebenswürdig, wenigstens 
klagt der arme Dürer, daß sie ihm für alle Geschenke von seiner „Kunst,“ 
die er ihr machte, nicht das Geringste verehrt habe. 
Eine der merkwürdigsten Begegnungen bildete das Zusammentreffen 
mit einem Schüler Raphael's, dem Tommaso Vincitore von Bologna, 
den Dürer den „Polonier,“ Bologner, nennt und von welchem er den 
Tod Raphael's erfuhr. Er schenkte ihm ein ganzes Exemplar seiner „Kunst“
	        
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