Volltext: Albert Dürer

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Christenheit seinen prachtvollen Tempel des heiligen Petrus baute. Aber 
wenn er auch sammt seiner Klerisei herrlich und in Freuden lebte, wie 
der reiche Mann im Evangelium, so war er doch, das muß man zugeben, 
für Künste und Wissenschaften ein großmüthiger Zahler. Aber dem armen 
Dürer gab der alte Kaiser vergebens eine Anweisung über die andere auf 
seine gute Stadt Nürnberg, der hochweise Rath fand es für besser, nicht 
zu zahlen, und als der alte Herr nun gar sein Haupt zur ewigen Ruhe 
geneigt hatte, da sah sich auch der arme Schelm von Künstler genöthigt, 
des Kaisers glorreichen Triumphwagen und die Ehrenpforte zu verwerthen, 
wie er es eben mit all' seinen anderen Arbeiten auch machte. Die alte 
Mutter oder der Lehrbub' oder gar die gestrenge Frau Meisterin saßen 
in der Bude auf dem Nürnberger Markt und verkauften „Kunst,“ wie 
Dürer in seinem Tagebuche sagt. Ermahnt er doch einmal sogar von 
Venedig aus die Mutter, daß sie ja nicht vergesse, an allen großen Fest— 
tagen feil zu halten, um des ärmlichen Verdienstes willen, den solch ein 
Handel doch immerhin nur abwerfen konnte! 
Immer wieder aber hoben ihn die Adlerschwingen des göttlichen 
Genius über das Elend und alle die Kleinlichkeiten des Lebens empor in 
die höchsten Regionen der Kunst. In dem köstlichen Stiche des heiligen 
Hieronymus verklärte er das enge Stüblein, was ihn selber mit all' 
seiner wunderbaren Gedankenwelt so heimlich und traut bürgerlich um— 
gab. Man athmet die liebliche Sonntagsstille der friedlichen Zelle, die 
den heiligen Gedankenfluß des emsig schreibenden Kirchenvaters mit keinem 
ungeweihten Laut unterbricht. Warm scheint die liebe Sonne durch die 
kleinen Fensterscheiben, vergoldet die Wände und umgiebt das väterliche 
Haupt des alten Heiligen mit einer natürlichen Aureole. Schläfrig ruht 
born auf der Diele der Gefährte des Alten, der mächtige Löwe, und da— 
neben liegt furchtlos das Hündlein des Hausherrn. An der Wand hängt 
die mächtige Sanduhr und daneben der prächtige Cardinalshut und an 
der massiven Balkendecke schwebt ein gewaltiger Kürbis, der an die Traube 
Josua und Kaleb's und an die Fruchtbarkeit des gelobten Landes erinnert. 
Allerlei Hausrath steht und liegt umher. Weiche Kissen laden zum Sitzen 
ein auf harten Bänken und darunter stehen am Fenster die Pantoffeln 
des Heiligen; Alles, auch das kleinste, dürftigste Geräth, verklärt durch 
den göttlichen Hauch der Kunst! 
Im Jahre 1518 trat zum ersten und einzigen Male die Gelegenheit
	        
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