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Glasspind. Und da — mitten unter Tellern, Schalen und Löffeln
ein kleines, feines Bildchen auf Elfenbein gemalt — ihr Bild!
Trunken ruhten seine Augen auf dem liebreizenden Antlitz.
„Margarethe“ flüsterten seine Lippen mit inbrünstiger Glut.
„Margarethe — Du Paradiesvogel in Deinem goldenen
Haus, wie dürfte ich armer Sperling daran denken, Dich in
mein armselig Hüttlein — mühselig aus Holzstäben errichtet —
zu führen. Rastlos, fieberhaft muß ich schaffen und schaffen, um
dereinst ein Nest bauen zu können, das Deiner würdig ist! Caß
mich nur erst die Mittel dazu in der Hand haben, dann . . .“
Das leise Knarren der Flügelthüre schreckte ihn aus seinen
Gedanken auf. Vestner stand vor ihm.
„Ihr habt ein Anliegen, Müntzer ?“ fragte er wohlwollend,
und seine Augen ruhten forschend auf dem verlegenen Gesicht
des jungen Mannes.
Unsicher, in abgerissenen Sätzen brachte dieser seine Bitte
vor. War ihm doch so seltsam zu Mut, als sei er im Begriff,
ein Unrecht zu thun. Sollte Vestner ihm noch helfen, emporzu—
kommen, damit er ihn schließlich seines einzigen Kindes beraubte?
War's nicht eine wissentliche Täuschung, wenn er dem Kaufherrn
verschwieg, w arum er Künstler werden wollte? —
Es war ihm plötzlich unmöglich, mit jener Sicherheit und
senem Mut der Begeisterung für seine Sache ausfzutreten, wie er
sich vorgenommen.
Vestner mißfiel dieses unmännliche Stammeln nicht nur, er
deutete es auch falsch.
„Es muß nicht weit her sein mit dem Talent,“ dachte er
sich. „Der junge Mensch hat einfach plötzlich das Zahlenschreiben
satt und will zur Abwechslung was Anderes treiben. Gefällt
mir nicht — gefällt mir gar nicht.“ Und zu Willibald gewandt
spräch er gemessen: „Ihr habt mich überrascht, Müntzer. Ich
glaubte nicht, daß Ihr dem Schreiber Valet sagen könntet, im
Gegenteil. Ich hoffte mir in Euch einen tüchtigen Kaufmann
heranzubilden — eine Stütze meines Geschäftes.“