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hiyr n Gruppen steht, aber schon die Gruppe mit Gesammtauslagen von
—— * — 2* niedrigere Ausgaben für Getränke wie alle
schlechter gestellten Arbeitergruppen und die Gruppe mit den höchsten Gesammt—
anslagen hat die niedrigsten Ausgaben für Getränke von allen Gruppen. Somit
ist die letzte Tabelle eine glänzende Bestätigung für die Richtigkeit dessen, was
die Sozialdemokraten gegen die sich auch in Proletarierkreisen immer breiter
machende Temperenzbewegung seit jeher, leider aber nicht immer mit der erforder⸗
lichen Energie, eingewandt hat, daß der wirkungsvollste, ja der einzige Erfolg
versprechende Kampf gegen die sicher oft in beklagenswerthen Formen auftretende
und von uns niemals beschönigte Trunksucht innerhalb der Arbeiterklasse die
Unterstützung aller Bemühungen derselben, ihr Einkommen zu verbessern, ihre
Arbeitsbedingungen günstiger zu gestalten, ist. Die bestgestellten Arbeiter
finden Gelegenheit und Lust nach höheren Genüssen als nach denen, die das
Proletarierwirthöhaus zu bieten vermag. Freilich ist die Frage der rationellen
Bekämpfung der Trunksucht nicht blos ein Kampf um höheren Lohn, sondern
auch um kürzere Arbeitszeit. Erst wenn diese vorhanden ist, kann der Durst
nach Bildung, nach geistigem und künstlerischen Genuß, nach dem Aufenthalte in
der freien Natur den Aufenthalt in den Kneipen, den Durst nach alkoholischen
Getränken in engere Schranken zurückdrängen, was durch die Erfahrung in den
australischen Kolonien Victoria und Neu-Süd-Wales, wo der Achtstundentag für
die Mehrheit der Arbeiter zur Wahrheit geworden ist, in durchschlagender Weise
bestätigt wurde.
Die Tabelle auf Seite 38 zeigt uns die gleiche Entwicklung der prozentualen
Auslagen für Bier wie die der Auslagen für Getränke überhaupt, was bei dem
Löwenantheil der Bierguslagen auch ganz begreiflich ist. Bei den niedrigen Auf—
wendungen für die anderen Getränke muß man mit den Schlußfolgerungen vor⸗
sichtiger sein, doch ist es sicherlich nicht uninteressant, daß die Auslagen für Wein
bis zur Gesammtausgabensumme von 1750 Mk. mit der Höhe der Gesammtaus—
gaben steigen, aber von da ab wieder sich senken. Der prozentuelle Antheil der
Ausgaben für Spirituosen ist in der niedrigsten Gruppe am höchsten. Keine
Ausgabe für eine der anderen Getränkearten erreicht auch nur in einer Gruppe
ein Tausendstel der Gesammtausgaben, man kann daher wohl den Schluß ziehen,
daß die anderen Getränke noch nicht zu regelmäßigen Bedürfnissen der Nürnberger
Arbeiter wurden, daß für sie nur ganz ausnahmsweise Aufwendungen gemacht
werden, daß sie noch als seltener Luxus betrachtet werden. Dieser „Luxus“
betrifft aber nicht wirkliche Luxusgetränke, sondern die billigen und gesunden,
schwach-alkoholischen und alkoholfreien Getränke wie Apfel-, Heidelbeerwein,
Fruchtsäfte, kohlensaure Fruchtlimonaden und Mineralwasser. Es scheint für diese
sehr schwer zu sein, neben dem Nürnberger Bier Boden zu gewinnen.
In keines der Haushaltungen fehlt der Ausgabeposten für Bier, er schwankt
aber sehr.“ Die niedrigste Ausgabensumme hierfür ist 33 Mk. 34 Pfg., die
höchste 324 Mk. 88 Pfqg. In der Klasse unter 1000 Mk. Gesammtausgaben
beträgt die Ausgabe für Bier 79 Mk. 84 Pfg., in der Schicht mit Gesammt—
ausgaben von 1000 - 1250 Mk. schwankt die Ausgabe für Bier zwischen 89 Mk.
62 Pfg. und 294 Mk. 11 Pfg., in der höheren Klasse mit Gesammtausgaben
bis 1600 Mk. zwischen 33 Mk. 34 Pfg. und 288 Mk., bei 13500 1750 Mt.
zwischen 57 Mk. 2 Pfg. und 824 Mi. 88 Pfg., bei 17650— 2000 Me. zwischen
111 Mk. 45 Pfg. und 253 Mk. 40 Pfg., endlich in der Gruppe der höchsten
Gesammtausgaben 117 Mk. 20 und 158 Me. 66 Pfg. Ausgaben für Wein
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94.
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Unter Außerachtlassung der Brauer.