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ahmt werden könnten. An den Leibern dieser Häscher, die in Situ-
ationen an dem Kreutze hängen, welche sich der Künstler mit Recht
als qualvolle Folgen körperlicher Strafen, die erst mit dem Tode des
Verhungernden enden, dachte, gewahrt man wieder das durchdachteste
Studium der Anatomie bis zu den feinsten Muskelhervortretungen, die
nach den mit den einzelnen Gliedmassen vorgenommenen gewaltsa-
men Bewegungen nicht anders erscheinen können. Zwischen den
Kreutzen standen früher die Figuren eines römischen Hauptmanns
und einiger Kriegsknechte, sie wurden jedoch so schadhaft, dass man
sie wegnahm und an ihre Stelle die Statuen der Jungfrau Maria und
des Johannes setzte, die früher am unteren Kirchhofthor sich befanden.
DIE GRABLEGUNG.
Taf. 89. In der Holzschuher’schen Begräbnisskapelle auf dem Johanniskirch-
hof, von Wolfgang Holzschuher 1374 erbaut, erweitert 1437, befindet
sich eine Grablegung aus Stein, zu der wohl Adam Kraft die Zeich-
nung geliefert haben mag, deren Ausführung jedoch theilweise wenig-
stens Anderen überlassen worden zu seyn scheint, Es befinden sich
zwar ganz schöne Figuren unter der Gruppe, namentlich der Leich-
nam Christi, die Mutter des Heilandes und eine zu Füssen Christi
betende Frauengestalt, auch der Faltenwurf am Leichentuche und an
einzelnen Gewändern, der Ausdruck des Schmerzes und der Andacht in
den allermeisten Figuren der Gruppe, die am Grabe mit dem todten Hei-