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entsprechen. Alle Arten Kranke, auch Irre finden darin Aufnahme.
[m Innern begegnet man mit jedem Schritte der höchsten Reinlichkeit
und Freundlichkeit. Viele wollen das Gebäude mit den schönen wei-
ten Corridors für ein Krankenhaus zu prächtig heissen, dieser Vor-
wurf ist aber jedenfalls ungerecht. Dass in den zweckmässig einge-
richteten Krankengemächern überall die leicht zu reinigenden eisernen
Bettstellen statt der hölzernen eingeführt wurden, ist sehr zu loben.
Sowohl die ärztliche Behandlung, als auch die sorgsame Wart und
Pflege hat schon Vielen der als geheilt Entlassenen Ursache zu Wor-
ten des innigsten Dankes gegeben. Das Krankenhaus steht unter ei-
ner eigenen Verwaltung, die von dem Magistrate abhängig und dem-
selben verantwortlich ist. Dass die strengste Ordnung in jeglicher
Beziehung als oberstes Gesetz in einer derartigen Anstalt eingehalten
werden muss, versteht sich von selbst. Von den grösseren Gemächern
zeichnen sich durch die gemalten Ornamente der Conferenzsaal und
der Betsaal aus, in welchem der Maler Hahn ein Altarblatt, Copie
nach Van Dyk in der Aegydienkirche gestiftet hat. Was aber im
Innern des Krankenhauses einen wirklich imponirenden Eindruck auf
den Eintretenden machen muss, das ist .das grossartige Stiegenhaus,
das zu den oberen Stockwerken mit breiten Treppen hinaufführt. An
diesem Bautheil erweist sich’s so recht, welche Mittel dem gothischen
Style zu eigen sind, auch in untergeordneten Verhältnissen die grosse
Würde zu bewahren, die auf jeder seiner Formen ruht. — Die vor-
dere Ansicht des Krankenhauses bietet mit ihren langen Fenster-
reihen nichts besonders Anziehendes, sie ist eher monoton zu nennen,
nur die beiden Giebelflügel mit den Rosetten im Giebelfelde sind ab-
wechslungsweise Zuthaten. Auf dieser Seite ist die Mauer, die um
das Gebäude und seinen Zugehörungen geführt ist, durch eiserne
Stäbe unterbrochen, welche dem Auge die Ansicht auf die für die
Reconvalescenten so. angenehmen Gartenanlagen gestatten.