DER BRUNNEN AM LORENZER PLATZ.
Taf. 50. Der steinerne achtseitige Wasserbehälter, mit eisernen Verzierungen
oben an den Pfeilern, wurde erst 1793 gefertigt und die aus dem-
selben emporragende Säule mit ihren Figuren wurde 1589 von Bene.
dickt Wurzelbauer in Bronze gegossen. So schön auch Modelli-
rung und Gufs der Figuren genannt werden darf, so sieht die ganze
manierirte Composition doch, wenn auch noch von Weitem dem Ge-
schmack einer Zeit entgegen, in welcher der Adel der Kunst seine
hehre Abstammung vergessen zu haben angeklagt werden konnte, in
welcher die artistischen Schminkpflästerchen die ächte Schönheit, die
in der Erreichung des Höchsten mit den einfachsten Mitteln der Wahr-
heit und Natur besteht, verunglimpften. Zu oberst der Säule steht
die Gerechtigkeit mit verbundenen Augen mit Schwert und Waage
und einem Kranich, dem Symbol der Wachsamkeit. Unter ihr lehnen
sich mit dem Rücken sechs Knaben mit Trompeten am Mund und die
Wappenschilde der Stadt, so wie den kaiserlichen Doppeladler hal
tend, an die Säule, zu unterst sind sechs weibliche allegorische Figu-
ren mit ihren Emblemen, Glaube, Liebe, Hoffnung, Treue, Geduld
und Stärke darstellend, angebracht. Das Wasser flielst sowohl aus
den Trompeten der Knaben, als aus den Brüsten der weiblichen Fi.
guren in den Behälter, es springen aber auch mehrere Fontänen aus
demselben in die Höhe und fallen in denselben zurück, Unter meh-
reren an der Säule angebrachten menschlichen Köpfen befindet sich