Metadaten: Eppelein von Gailingen, und was sich seiner Zeit mit diesem ritterlichen Eulenspiegel und seinen Spießgesellen im Fränkischen zugetragen

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Als der Doktor Rehm aufs Schloß geritten kam, lag 
Eppelein im Bett und schien sehr schwach zu sein, auch 
war er ausnehmend rot im Gesicht. Das kam daher, 
weil er dem Wein wohl zugesetzt hatte. Da nun der 
Doktor Rehm den Puls fühlte und fand, daß er sehr 
heftig gehe, schüttelte er den Kopf und sagte: „Das ist 
das hißige Fieber, und Ihr dürft Euch vielleicht gefaßt 
machen, Zu sterben. Deukt also au das Heil Eurer 
Seelei Soll ich aber zum Ueberflusse meine Kunst an 
Euch versuchen, so müßt Ihr mir auf Euer Ritterwort 
versprechen, künftig ein frommes Leben zu führen, denn 
meine Arzenei allein hilft nichts, wenn Ihr nicht zugleich 
ein reuiges Gemüt habt.“ 
Daͤ sagte Eppelein, „er könn' wohl denken, wie ihn 
alles reue, da er so gefährlich daran sei, er solle also 
nur mit der Arzenei herausrücken.“ Auf dieß zog der 
Doktor Rehm etliche Flaschen heraus und mischte mehreres 
in einem großen Kelchglas. Als er nun zu Eppelein ans 
Bett trat 'und sagte: ,Hier, trinkt Eppelein!“ Da fuhr 
der plötzlich auf und rief: „Wie, das soll ich trinken?! 
Glaubt Ihr, ich kenn' Euere Absicht nicht? Entweder 
wollt Ihr mich vergiften, oder Euer Trank wirkt in gar 
nichts, sondern Ihr gebt mir nur etwas zum Schein, 
wollt aber, daß mich die Krankheit verzehre! Was von 
beiden aber das Wahre ist, will ich gleich erkennen. Auf 
der Stelle trinkt das Glas aus, sonst seid Ihr des —X 
Ist's Gift, so straft Ihr Euch selbst, und schadt's Euch 
nichts, so beweis' ich Euch Euere List. He da Ihr, laßt 
ihn nicht hinweg!“ 
Nun' mochte sich der Doktor Rehm wehren und 
beteuern, was er wollte, er mußte triuken. Er schnitt 
ein schreckliches Gesicht, da er die Mixtur im Magen hatte 
und rief: „Das wird Euch Gott schlimm lohnen, Herr 
Eppelein, Ihr seid ja von Sinnen, daß ich die Arzenei 
trinken soll, der ich gesund bin!“ 
Und ich bin etwa nicht gesund?“ rief Eppelein. 
Seht Ihr, was weniges Ihr wißt, daß Ihr mir das geben 
wolltet, nur weil ich Euch krank schien! So wagt Ihr Euch 
also an das Leben der Menschen! Das lob' ich mir! Der 
Teufel schlag in Euere Mixturen, damit sollt Ihr keinem
	        
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