Volltext: Aus- Und Ansichten der Burg In Nürnberg

DIE BURG ZU NÜRNBERG. 2 C 
Üster allen deutschen: Städten ist Nürnberg diejenige;; welche den Charakter altdeutscher. Herrlichkeit, 
wie. er in den Gebäuden ‚des Mittelalters aufs deutlichste. sich; kund gibt, ;so treu bewalirt. hat, dafs sie 
von den. Fremden. vorzugsweise ‚um: dieser. ihrer, Eigenthümlichkeit willen. aufgesucht wird. ‚Eine ihrer 
Hauptzierden ist das an der nördlichen Seite.der Stadt. auf. einem steil aufsteigenden Berge liegende 
Schlofs, :ıgewöhnlich die Burg genännt. Sie‘ theilt mit. der Stadt‘ das Schicksal, dafs über ihre Erbauung; 
wie über ihre. älteste Geschichte, die sichern Nachrichten fehlen. Jedenfalls mochten die ersten Ansied- 
jer der Gegend in dem Felsenberge eine feste; Schutzmauer ‚erblicken, hinter deren Hut sie‘. die: Ebene 
abwärts. an: der Pegnitz anbautern: ;Sobaldı die, Stadt: Nürnberg als ein gewerbtreibender „mit: Vor: 
rechten versehener, wahrscheinlich befestigter Ort: geschichtlich‘ auftritt, gewinnt. auch ‚der sie, schützende 
Berg zur Anlage eines Schlosses; höhere: Bedeutung: Gewöhnlich wird: ein ‘Carolinger,: Conrad..1.: (912 
bis’918) 'als: ihr Begründer angegeben, ‚und ‚es tragen allerdings‘ einige. Theile der. Burg. die:!altbyzan: 
Hinische Bauart: Der ‚erste fränkische Kaiser, Conrad: II; der Salier.(1024—11039), hatte, den angrän- 
zenden grofsen Reichswald zu dem Hauptbestandtheil einer grofsen Reichsdomäne: erhoben 5: ein Mittel- 
punkt zur: Verwaltung: des Ganzen. wurde :zur ‚Nothwendigkeit; ! und; $o.erwuchs ‚das neue. Nürnberg mit 
dem angelegten Bergschlosse für den Oberaufseher::. Gewifs „mochte: bei der ‚spätern; Fehde, .des Königs 
Lothar II. (1125 —1137) gegen Nürnberg, welches dieser 1127 mit Heeresmacht belagerte, das Schlofs 
die tüchtigste Schutzwehr gegen den damals noch abgeschlagenen Angriff bilden. Drei Jahre später je- 
doch ergab sich die Stadt und wurde unmittelbar dem Reiche einverleibt. Die treue Reichs- Anhäng- 
lichkeit hat Nürnberg auch dem Nachfolger Lothars, Conrad II. (1138 — 1152) bewahrt. Unter ihm 
erhielt die Stadt ihre erste Erweiterung, und der Schlofsberg bildete den Anfangspunkt einer Schutz- 
mauer, welche von ihm herab als schützende Gränze is zum Lauferschlagthurm und von da bis zu dem 
Flusse lief. Der nachfolgende Kaiser, der grofse Hphenstaufe Friedrich I. (1152 —1190), welcher in 
der treuen Reichsstadt öfter seinen Aufenthalt nahm und die Fürsten Deutschlands dahin zu mehreren 
Reichstagen berief, ist als der eigentliche Gründer des noch vorhandenen grofsen Kaiserschlosses anzu- 
sehen. Die alte Kaiserburg mochte ihm zu geringfügig erscheinen, und seine Baulust fügte dem alten 
beibehaltenen Ueberreste eines Thurmes und einer Kapelle (siehe das zweite Blatt) einen neuen tüchti- 
gen Anbau bei, der mit den einfachsten architektonischen Verhältnissen die Kraft jener Zeit in seiner 
Festigkeit abspiegelt. Von diesem Schlosse zu Nürnberg aus (“Unser Schlofs, konnte er es als 
Kaiser und als Erbauer nennen) ertheilte er im Jahre 1187 den grofsen Friedebrief für das deutsche 
Reich. Das Schlofs gehörte von jetzt an als wesentlicher Bestandtheil zur Stadt. Es wurde von dem 
letzten Hohenstaufen, Conradin, an Herzog Ludwig von Bayern, seinen Oheim, verpfändet, ja im 
die demselben für den Fall des Todes Conradins zugesicherte Erbschaft mit einbegriffen. Als auch 
nachher die bayerischen Herzoge ihre Erbschaft theilten, wurde festgesetzt, dafs sie das Schlofs und die 
Stadt Nürnberg in gemeinschaftlichen Besitz nehmen wollten. Doch wurden die genannten Theile der 
Erbschaft von Kaiser Rudolph von Habsburg (1273), der die Conradinische Schenkung dem Her- 
zoge Ludwig von Bayern bestätigte, keineswegs als zu dieser gehörig betrachtet; sondern Stadt und 
Schlofs war und blieb freies Eigenthum des Reiches, und wurde auch als solches von allen folgenden 
Kaisern anerkannt. 
Aus der oben erwähnten Schenkung des letzten Hohenstaufen sehen wir, dafs diese das Schlofs von 
Nürnberg als ihr Privateigenthum betrachteten; als kaiserliches Eigenthum galt das Schlofs auch in dep 
spätern Jahrhunderten, es war die jedesmalige Residenz. wenn das Reichsoberhaupt nach Nürnberg kam.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.