fullscreen: Das Hans Sachsfest in Nürnberg am 4. und 5. November 1894

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II. Die F 
Festtage 
„Hölle, wodurch er manchen Vogel rupfe und den Schweiß des 
Armen sich aneigne, mit dem Kardinal Hochmut und dem 
Bischof Goldmund Wolfsmagen dem öffentlichen Spotte preis— 
gegeben wurde, so ließ sich im Jahre 1523 auch in Nürnberg 
ans der Mitte des Bürgerstandes, der sich der neuen Lehre 
am bereitwilligsten zugewandt hatte, eine Stimme hören, welche 
auf eine dem gemeinen Manne verständliche Weise die Sache 
Luthers verfocht und empfahl und um so begieriger gehört 
wurde, da sie ihre Belehrungen in ein poetisches Gewand 
kleidete. Es war Hans Sachs, der in seiner: 
Wittenbergisch Nachtigall, 
Die man jest höret überall, 
den Anbruch eines neuen Weltalters verkündigte und wie mit 
Posaunentönen seine Zeitgenossen aus dem geistigen Schlafe, 
in welchen pfäffischer Eigennutz und geistliche Herrschsucht sie 
gewiegt hatten, weckte. 
Wach auf, es nahent gen dem Tag!“* 
Unter dem Bilde der Sonne, vor deren Glanz der 
Schimmer des Mondes erbleicht, besingt er die neue Lehre. 
Die Herde der Schafe hat sich, durch den falschen Glinster 
des Mondes, die Menschenlehre, geblendet, von ihrem wahren 
Hirten und ihrer rechten Weide abgewendet; der Löwe, der 
Papst, droht sie zu verschlingen, Wölfe stellen ihr nach, und 
Schlangen saugen ohn' Unterlaß an dem Marke der Schafe. 
Jetzt aber, wo die Nachtigall so hell singt und der Glanz des 
Tages sich ausbreitet, sind sie erwacht und erkennen den Löwen, 
die Wölfe und ihre falsche Weide. 
Vierhundert Jahre lang sei man von der evangelischen 
Lehre Jesu Christi abgewichen und zum Löwen in die Wüste 
geführt worden. Die Wüste sei das geistliche Regiment, die 
Kirche mit ihren auf Menschensatzungen beruhenden Ein— 
richtungen:“ 
* S. 188.
	        
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