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kleine Rathaussaal wurde neuerdings in vortrefflicher Weise
durch Prof. Wanderer renoviert und dient Repräsentations—
zwecken.
Den obern Korridor ziert an seiner Decke die Abbildung
des Gesellenstechens (Turniers) vom Jahre 1446, in Stucco
in lebensgroßen Figuren von den Brüdern Hans und Heinrich
Kuhn 1621 ausgeführt.
Am Ende des Korridors der Standesamtssaal (Nr.
203) mit schöner Holzdecke, kunstreichem Täfelwerk und Portal.
Zu beachten die vier nach den Entwürfen des Kunstschul—
direktors Hammer ausgeführten lebensfrischen und farben—
prächtigen Glasgemälde: das deutsche Sängerfest in Nürn—
berg im Jahre 1856; die Rückkehr der Truppen aus dem
Kriege 1870,71 am 3. Juli 1871; Landesindustrie-, Ge—
werbe- und Kunstausstellung in Nuürnberg im Jahre 1882;
Einzug des Prinzregenten Luitpold von Bayern in Nürnberg
im Jahre 1886.
Der nordöstliche Teil des Rathauses ist nach den Plänen
und unter der Leitung des Direktors des Germanischen
Nationalmuseums, Geheimrat Dr. A. von Essenwein, durch
den Architekten Heinrich Wallraff umgebaut. Aufmerksam
gemacht sei auf die schöne Treppe, die prächtige Façade
gegen die Theresienstraße und die bereits erwähnten schönen
gotischen Hofgallerien, wie auch auf den gegen den Fünfer—
platz gelegenen Turm mit Uhr.
Im dritten Stock dieses Neubaus die städtische Ge—
mäldegallerie. Dieselbe enthält in drei Sälen verschiedene
hervorragende Gemälde, sowie auf die Geschichte Nürnbergs
bezügliche ältere und neuere Bilder. Erwähnt seien: Kaiser
Marimilian J. bei A. Dürer von K. Jäger; Leichenzug
Gustav Adolfs von Schweden von Werner Schuch; Kaiser
Otto III. Leiche wird über die Alpen nach Deutschland ge—
bracht von Baur; Amazonenschlacht von Anselm Feuerbach;
Friedensmahl im Rathaussaal zu Nürnberg 1649 von
Joachim von Sandrart; eine Sammlung von landschaftlichen
Gemälden des bekannten Nürnberger Tiermalers Joh. Ad.
Klein, zum Teil Vorwürfe aus der näheren und weiteren
Umgegend Nürnbergs behandelnd; die von Tilly belagerten