Metadaten: Anselm von Feuerbach, der Jurist, als Philosoph

Es scheint der: Wunsch des Vaters Feuerbach von An: 
fang an gewesen zu ‚sein, dass sein Sohn sich‘ dem Studium 
des Rechts widme. Aber verschiedene Umstände liessen diesen 
Willen nicht sofort in Erfüllung gehen: 
Dafür war wohl in erster Linie ein rein subjektives Moment 
massgebend: Die Abneigung Feuerbachs gegen die Jurispru- 
denz und seine Vorliebe für Philosophie und Geschichte. 
„Die Jurisprudenz‘‘“1), äussert er in einem Briefe, „war mir 
von meiner frühesten Jugend an in der Seele zuwider, und auch 
noch jetzt bin ich von ihr als Wissenschaft nicht angezogen. 
Auf Geschichte und besonders Philosophie war ausschliessend 
meine Liebe gerichtet; meine ganze erste Universitätszeit 
(gewiss 4 Jahre) war allein diesen Lieblingen, die meine ganze 
Seele erfüllten, gewidmet.‘ So schrieb der zu Ehren und Wür- 
den gelangte Appellationsgerichtspräsident und Staatsrat An- 
selm von Feuerbach im Jahre 1820 an seinen Sohn über seine 
Jugendideale. 
Aber noch viel früher, bereits im Jahre 1795 ‚sucht er 
seinen Vater zu bestimmen, dass dieser ihm die nötigen Mittel 
zum Philosophiestudium gebe.?) „Sie sehen aus meinem ganzen 
Benehmen,‘ schreibt er, „dass ich mich mehr zum Gelehrten 
von Profession als zum Geschäftsmann, mehr zum Philosophen 
als zum Juristen gebildet habe. Ich habe mich ‚genau geprüft, 
wozu ich tauge, ich habe nicht bloss mich, sondern auch.andere 
Männer vernommen und gefunden, dass ich mehr zum ersteren 
als‘ zum letzteren bestimmt sei. Ich habe mehr Talent für 
den Katheder als für die Schranken des Gerichts, mehr Talent 
dazu, die Wissenschaften weiterzubringen als sie anzuwenden: 
Wehe dem, der nicht den Winken folgt, die die Natur ihm 
yibt, der die Talente verrosten lässt, welche die Natur ihm 
verlieh, und sich das erzwingen will, was sie ihm versagte !“ 
Dazu kam noch, dass infolge des Zerwürfnisses mit seinem 
Vater Anselm sich weniger an dessen Anweisungen gebunden 
glauben mochte. 
ı) Leben und Wirken Bd. II, S. 137—138. 
2\ S. 19.
	        
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