Volltext: Des Bürgermeisters Töchterlein

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Er dich auf die runden Wangen, 
Nahm mich scherzend in die Arme 
An die lange Wehre schlagend, 
Ritt hinweg und — kam nie wieder. 
O, ich wußte wohl, in wessen 
hand der Arme war gefallen, 
Unverzüglich machte ich mich 
Hheimlich auf den Weg gen Nürnberg, 
Dich in meinen Armen tragend. 
Unterwegs nahm uns ein Weib auf, 
Das bei uns in Dienst gestanden, 
Und in ihrer Obhut ließ ich 
Dich zurück mein Ein und Alles. 
Andern Tages unvermutet 
Trat ich stracks vor meinen Bruder. 
CLudwig! schrie ich außer mir vor 
Wildem Schmerz, wo ist mein Gatte? 
Gatte, höhnt' er kalt und finster. 
Heute um die Mittagsstunde 
Fiel der Kopf von Deinem Buhlen, 
Der durch schwarze Kunst verlockt dich. 
Schweig! Es ist gemeine Lüge! 
Schrie vor Schmerz ich fast von Sinnen, 
Wie du wohl weißt, Heuchler, Mörder! 
Habe ich nach unsrer Flucht doch 
Dir ein offenes Geständnis 
Abgelegt in einem Briefe, 
Den erhalten du, gelesen, 
Wie mein Bote mir berichtet. 
Reine, heiße Minne war es, 
Die mit Allgewalt uns faßte. 
Ich bins ja, die ihn bestimmt hat, 
Töt' auch mich, die einzig Schuld'ge, 
Daß mit meinem edeln Gatten 
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