Volltext: Aus Heimat und Vaterhaus

lein herabreichte, das er mir aus „Hartwigs Ele— 
menten“ und „Spieß lateinischem Uebersetzungsbuch“ 
zusammengestellt hatte. Es ging selten auf Anhieb, 
und dann reichte er mir das Buch wortlos wieder 
herauf, was sich so lange wiederholte, bis eben die 
Wörter saßen. 
Hie und da wurde die Stille dieses Mittags— 
studiums vom Sofa her durch ein leises „Ui, Ui, 
Ui!“ unterbrochen, was mir eine erwünschte Gelegen— 
heit gab durch Erkundigung nach der Ursache dieser 
Gefühlsäußerung Arbeit und Langeweile zu unter— 
brechen. Die früheste derartige Erinnerung geht 
aber noch in die Zeit zurück, wo ich Buchstaben und 
Zahlen auf die Schiefertafel eingrub. Da waren 
es die Nachrichten über die kriegerische Bewegung des 
Jahres 1859 und über die entscheidenden Schläge 
von „Magenta“ und „Solferino“, die ihm jene Aus— 
rufe entlockten. Und ich weiß noch recht gut, wie wir 
zwei großen Brüder in jener Zeit unsere Eltern mit 
der Frage quälten: „Kommt es Krieg zu uns?“ 
Und ich habe bitterlich geweint, als ich auf meine 
Frage, ob auch „Onkel G.“, ein liebenswürdiger, da— 
mals in der Stufenleiter des Berufssoldaten erst 
beim Chevauxleger-Unteroffizier angelangter Bru— 
der unserer Tante L. in C. mit in's Krieg müsse, 
eine bejahende Antwort erhalten hatte. 
Auf der mehrerwähnten Subsellie fertigte ich 
auch meine erste freiwillige lateinische Arbeit an. 
Der alte „Spieß“ ging von dem ganz richtigen Grund— 
satz aus, daß man zunächst aus der fremden Sprache 
ins Deutsche übersetzen und daran die Regeln lernen 
müsse und dann erst umgekehrt, ein Grundsatz, der 
jetzt wieder in unseren Uebungsbüchern als aller—
	        
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