Volltext: Aus Heimat und Vaterhaus

Das dauerte lange; auf einmal nahm ich diese Art 
Begrüßung krumm; und da auch meine Mutter 
es mir nicht ausredete, so vermute ich vielleicht nicht 
mit Unrecht, daß dieselbe bei der kräftigen Konsti— 
tution meiner Tante einmal mehr als herzlich aus— 
gefallen war. 
Es wäre unrecht, einer anderen Tante nicht 
zu gedenken, die für mich in der Erinnerung nur 
mit einem gelblichen Kleide lebt oder am Bügelbrett 
sttehend, das von der Kommode zum Tisch hinüber— 
gelegt war, wiewohl ich fest überzeugt bin, daß sie 
auch in anderer Kleidung und Beschäftigung festzu— 
halten gewesen wäre. Sie kannte nichts Arges und 
meint es heute mit uns noch so gut, wie vor 30 
und 40 Jahren. Nur eine Frage tat sie gern an 
uns Kinder, die uns etwas unbequem war, weil wir 
sie oft mit dem besten Willen nicht zu beantworten 
vermochten, nämlich die Frage: „An was denkst denn 
etz?“ Sie ließ sich auch durch die meist recht unbe— 
friedigende Auskunft nicht davon abschrecken, in 
gleicher Weise immer wieder das Gedankenleben von 
uns Kindern kennen zu lernen. 
Die Ankunft einer anderen Tante, B., ver— 
schwimmt mir dagegen vollständig in der Erinnerung. 
Aber eine Aeußerung, die ich tat, als ich mit meiner 
Mutter sie einholte, die ist mir neckend so oft vorge— 
sagt worden, daß dadurch auch ihre Anwesenheit 
zu dem eisernen Bestand meiner Erinnerungen gehört. 
Unterwegs fuhr mich nämlich ein Hund an und setzte 
mich dadurch in nicht geringen Schrecken. Natürlich 
versicherte der Hundebesitzer, wie es ja bei der unge— 
schlachtesten Bestie geschieht, der Hund sei gut. Und 
da ich den Glauben an die Menschheit noch nicht 
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