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als einen lockeren Staatenbund zu betrachten, der nur äußer—
lich durch den Kaiser und den Reichsstag von Regensburg
verknüpft sei. Waren doch die Gegensätze gegen das Reich
gerade vor dem Losbruch der Revolution in unmittelbarer
Weise zutage getreten im Fürstenbund, der bei allen Einigungs—
bestrebungen doch den Zwiespalt in der Nation selbst aufs
Neue hervortreten ließ und Frankreichs Politik einen neuen
glänzenden Aspekt eröffnete.
Wenn die gesunden Ideen, welche in dieser Fürsten—
föderation zweifellos verborgen lagen, zu voller Entwicke—
lung gelangten, wenn diese in der Nation selbst eine Basis
fand, dann wäre der Deich geschaffen gewesen, an welchem
sich die Wogen der Revolution gebrochen hätten./ Aber
bei aller Weisheit der Kabinette, bei all' der Kraft des
Gedankens, der diesem Bund in Preußen eine starke und
mächtige Spitze geben wollte — dafür fehlte der Blick:
mit einem Worte, es fehlte der Anknüpfungspunkt zwischen
den Kabinetten und dem politisch völlig indifferenten Volke.
Nirgends tritt dies deutlicher hervor als in dem Kriege
gegen die Revolution selbst, zu dem sich die deutschen
Staaten endlich doch entschlossen. Man fand im Leben
der Nation nicht das einigende Prinzip: das lag völlig
außerhalb. Man glaubte es in dem Schutze des französischen
Königtums gewonnen zu haben. Und doch auch das war
Chimäre. Schon bei der Zusammenkunft der Souveräne
in Mainz mußte man erkennen, daß lediglich ein schranken—
loser Egoismus die Triebfeder der Alliierten war. Aus dem
heiligen Krieg, dem Kreuzzug gegen die Jakobiner, ward
ein Kabinetskrieg, der kläglich genug endete. Preußen zog