—_ 960 -
hatten bisher den Patriziern abgetrotzt, was sie verlangten.
Es hatte. für einen Augenblick den Anschein, als ob weder
der Magistrat allein noch Magistrat und Genannte ge-
meinsam, sondern einzig der Wille des Volkes die Ge-
schicke bestimme. So wurde auch die Verlesung des
Antwortschreibens mit wegwerfenden und beschimpfenden
Rufen begleitet und schliesslich von den Leuten — denn
immer mehr drängten sich herzu — statt des hinter Be-
dingungen versteckten Nein eine kurze, bündige Zusage,
dass der Rat mit dem preussischen Schutz einverstanden sei,
yeheischt. Allein die ‚politischen Angelegenheiten wollte
derselbe, nachdem für ihn so viel auf dem Spiele stand,
nicht aus den Händen geben. Er blieb .in diesem Punkte
aınbeugsam; er liess keine Aenderung an dem im wesent-
lichen ablehnenden Schreiben zu.! Aus Sorge vor der
Gährung der Bürgerschaft ersuchte er den Befehlshaber
der österreichischen Truppen, nachts in den Strassen fleissig
zu patrouillieren.?
Hardenberg hatte bisher eine Erklärung des Magistrats
vergeblich erwartet. Dem Minister kam es sehr darauf an,
die Behörde zu gewinnen, ohne die nichts geschehen
konnte. Daher verlangte er, als am Tage nach jenen
Auftritten auf dem Rathaus abermals ein Mitglied der
Opposition bei ihm erschien, in erster Linie das Jawort
des Rats; vorbehalten seien die Zustimmung‘ des Kaisers,
des Reichs, des Kreises, sowie der kompetenten Lehenhöfe.
Er wollte sich nicht noch einmal sagen lassen, dass er der
Vereinigung Nürnbergs mit Ansbach-Bayreuth im Wege
stehe. Er behauptete jetzt, dass er zur sofortigen Besetzung
t.. Ueber die Auftritte auf dem Rathaus s. das Ratsprot. vom
26. Aug. und besonders die Relation Pfahlers d. d. Nürnberg
21. Okt. 1796 (K.-A.: Lade C, LIV. 27)..
2. Ratsprot. vom 26. Aug.