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droht. Euch wäre frellich besser, Ihr könntet wie
Balthasar Bock fühlen und glauben! Ich sehe ein,
daß Eure Zweifel nicht die eines starken Geistes sind.“
„Ihr sprecht mit mir wie noch nie — mir ist,
als ob Ihr meine Hand, die so oft hilfesuchend
nach Euch gegriffen, plötzlich von Euch stoßen wolltet.“
Rottmann ging, den Kopf in den Nacken ge—
worfen, langsam den Weg um das Rosenbeet herum.
Des Vikars Stimme bebte. „Ihr möget recht
haben, ich bin kein starker Geist, aber wenn Ihr
mich fallen ließet —“
Rottmann sah den Vikar einen Augenblick ernst
an. „Wehe dem Menschen, der sich nicht selbst
halten kann.“ Und mit verändertem Ton fuhr er
fort: „Von morgen ab wird Annele Eure Schülerin.
Habt Ihr daran gedacht? Ihr wolltet mir den
Lehrplan unterbreiten?“
„Herr Rottmann, stoßt nicht meine Hand von
Euch, ich bitte Euch.“
„Ich sagte schon, Herr Vikar, es ist nicht mehr
die Zeit der Worte.“ —
„Was kann ich denn tun als Hilfsgeistlicher
von Sankt Johannis? Die Gläubigen kommen zu
Bock, und die Zweifler —“
evBereit sein! Es wird bald Arbeit geben;
daunn streckt Eure Hand wieder aus, dann kommt.“
Rottmann ging in den Garten.
Der Vikar schritt gesenkten Hauptes heim. Zu
ihm klang nicht der Jubel der Kinder, sein Auge
sah nicht die Zerstörung ringgsum. In sich hinein
blickte er und fand ein Chaos.