Full text: Die neue Zeit

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22 — 
Kaum waren sie alle unter Dach, als unter 
starkem Lärm große Schloßen niedersausten, wieder 
aufsprangen und in unglaublich kurzer Zeit Beete 
und Rasen weiß zauberten. 
Joseph stand neben der Mutter und umklammerte 
ihre Hand. Mit großen Augen sah er hinaus in 
das nie gesehene Wetter. Er wagte kaum zu 
atmen. 
Christoph hatte sich im dunklen Hausplatz bis 
zur Treppe geschlichen, dort kauerte er sich auf die 
unterste Stufe und verbarg sein Gesicht in den 
Händen. 
Die Schloßen sausten nieder, immer größer 
und dichter, immer toller wurde der Lärm. Der 
Sturm jagte die Eisstücke mit wildem Gepolter gegen 
das Haustor und gegen die Läden. 
Die Bäume beugten sich knarrend und ächzend, 
die Blumen wurden niedergemäht, die Kronen der 
Rosenbäumchen wurden abgeknickt. Zerstörung raste 
über den Garten hin. 
Rottmann preßte sein Liesle fester an sich. 
Das Kind hatte aufgejauchzt bei dem Lärm und 
sah mit glänzenden Augen in dieses Toben und 
Stürmen und Achzen und Knarren. Er wollte die 
strahlenden Kinderaugen schließen, der ahnungslose 
Kinderjubel tat ihm weh. Da sah er in das blasse, 
verängstigte Gesicht Josephs. Er las aus ihm die 
dämmernde Erkenntnis einer ungeheuren, unfaßbaren 
Macht und der eigenen Schwäche. Er drückte nur 
fester das nichtsahnende kleine Geschöpfchen auf 
seinem Arm ans Herz. Aber wo waren die anderen 
Kinder? Er blickte um sich. 
Frau Josephine sah seinen suchenden Blick. 
„Annele ist bei Resi in der Küche. Christel scheint
	        
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