289
Sie nahm das Servierbrett und trug's in die
Küche.
Als sie im Garten waren, schwärmte Christoph
von den englischen Rasen und Parks. „Feldmann
interessiert gerade der englische Gartenbau. Er wird
seinen Gutsgarten umändern“
„Den lieben, schönen Garten? Wie schade!“
Anne schüttelte mißbilligend den Kopf. „Daß Du
mir nicht auch Vater damit kommst.“
„Werd' mich hüten! Wo soll man denn hier
weite Rasenflächen anlegen?“
„Gott sei Dank, unser lieber, alter Garten ist
zu gering für den Herrn Engländer. Aber nun
gesteh mal, warum Du gegen Vater so — so
scheu warst.“
„Nun hör bitte damit auf! Wenn ich etwas
zurückhaltender war, so war es Zufall. Ich habe
ja keinen Grund, mit meiner Vorliebe für England
hinter dem Berg zu halten.“
„Nein, das soll ja auch gerade den Deutschen
charakterisieren, las ich neulich, daß er so empfäng—
lich für des Auslands Eigenschaften ist. Ich hielt's
eigentlich für eine grobe Beleidigung. Vater sagte
aber, gerade das koͤnnte uns zuͤr Tugend werden.
Wenn der Deutsche im Auslande lernt und zu⸗
gunsten der Heimat das Gelernte anwendet.“
„Und so weiter! Ich bewundere den Vater.“
„Das kannst Du auch, Christoph!“ Anne sprach
das im ernsten Ton, im Gegensatz zu Christophs
leichter Sprechweise. „Wenn Du Dich erst wieder
hier einlebst, wenn vu um Dich blickst in der
Heimat und wenn Du da Schulen, dort Denkmäler
siehst, wenn Du allerorten fühlst, wie sichs regt
und wie neues Leben in den Werkstätten und Fa⸗
Lu Volbehr. Die neue Zeit. 19