Volltext: Die neue Zeit

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nicht benutzt war. Johann heizte den Kachelofen 
schon seit Tagen. 
Draußen war Frost, der Schnee glitzerte und 
funkelte wie tausend Sternchen und knirschte unter 
Annes Schritten. Mit glücklichen Augen sah sie 
um sich. Sie eilte an der Sebalduskirche vorbei 
und freute sich über die Schneehäubchen der 
Heiligen und der kleinen Türmchen und Fialen. 
Die törichten Jungfrauen in der Brauttüre 
waren auch mit Schnee beweht, die klugen standen 
schön grauschwarz und unbeschneit in ihrer ge— 
schützten Stelle. 
Bei der Hauptwache waren schon einzelne 
Buden aufgeschlagen. Die Lichter blitzten, die 
Menschen drängten, Kinder standen mit großen 
Augen, blau gefrorenen Backen und roten Nafen 
staunend vor der bunten Pracht des Weihnachts⸗ 
tandes. 
Anne eilte am schönen Brunnen vorbei — 
hier hatten die Kurfürsten sogar Mäntel von Schnee 
um und Kronen von Schnee auf den Häuptern 
— auf den Marktplatz selbst, mitten hinein in das 
Gewühl und Geschiebe. Der Geruch gebratener 
Heringe und Kartoffelnudeln kam vom Obstmarkt 
herüber, die Kinder bliesen mit Trompeten und 
schnarrten mit Waldteufeln, — die Budenbefitzer 
priesen ihre Waren an. 
„Freila, a Hampelmännla!“ 
„Madame, schene Christengala!“ 
„Na, Jungfer, kafens mer a wos abl“ — 
Anne amüsierte sich herrlich und erstand bunte 
Glaskugeln, bunte Lichte. Ihr Haupteinkauf war 
an der großen Christkindlesbude, ein neues Christ— 
kind im Kleid von Rauschgold mit Rauschgoldflügeln 
eu Volbehr. Die neue Zeit. 15
	        
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