Full text: Die neue Zeit

ghochaouuet 
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und eine eigenartige Beklemmung der Brust — es 
mußte von der Moderluft im Turm kommen. Er 
suchte, unten angekommen, hastig nach kleinem Geld, 
um die Pförtnerin abzulohnen. 
Aber unwirsch schüttelte Ro—se den Kopf. „Ich 
nehm' kein Geld,“ rief sie trotzig und drängte ihn 
zum Turm hinaus. Rasch verschloß sie hinter ihm 
das Tor. Dann aber preßte sie sich mit leiden— 
schaftlicher Gewalt gegen das eisenbeschlagene Tor 
und biß mit den scharfen weißen Zähnen in einen 
Xvs daß das morsche Holz tiefe Eindrücke 
ekam. 
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Anne war froh nach Sankt Johannis geeilt. 
Singend und trällernd hatte sie den runden Tisch 
unter der Linde gedeckt. Der alte Freund Hünne— 
bach saß schmunzelnd dabei. 
„Ja, ja, Jungfer Anne, mein Heiratsversprechen 
geben Sie mir wohl zurück?“ 
Anne lachte. „Ja, lieber Onkel Hünnebach, 
ein Körbchen, feingeflochten.“ 
„Schade, schade! Hab' mir's so schön gedacht 
auf meine alten Tage! Nun, komm mal her, Kind. 
So, in die Augen möcht' ich Dir schauen.“ 
Anne beugte sich über Hünnebach und sah ihn 
mit ihren glückleuchtenden Augen an. 
„Sind seine Augen, Kind! Nur — sie strahlen 
nicht mehr so — sie haben es einmal gekonnt.“ 
ODnkel Hünnebach, finden Sie auch, daß 
Vater —“ 
„Bst, Kind! Nicht aussprechen! Also die Jungfer 
merkt es doch auch. So, so! Sonst lebt die Anne— 
—XVIV
	        
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