Volltext: Die neue Zeit

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geren Augen an. Ihre Gedanken gehörten nicht 
mehr allein dem toten Liebling und ihre Für— 
sorge nicht mehr allein dem kleinen Hügel in Sankt 
Johannis. 
Wie waren sie doch gewachsen, ihre Kinder! 
Annele wurde dem Gatten immer ähnlicher. Joseph 
glich ihr selbst. Nur Christophs Züge waren minder 
ausgeprägt. Sie suchte in seinem Gesicht nach 
Güte und Liebe — sie wußte oft selbst nicht, was 
sie eigentlich alles von ihrem Altesten erhoffte 
und erwartete — es war aber viel Großes und 
Liebes. — 
Sebastian sah sein Weib wieder lächeln, er sah 
fie wieder freundlich mit den Kindern plaudern und 
er atmete froh auf. Wie drängte es ihn zu seinen 
Studien, wie riefen die Freunde, an der Spitze 
Senator von Feldmann, nach ihm. 
Und wieder entschwand Sebastian seinem 
Weib. — 
Mit heißem Verlangen zog sie nun die Kinder 
zu sich. Den Gatten konnte sie nicht mehr halten, 
größere Aufgaben harrten seiner, als das persön— 
liche Glück seines Weibes. 
Josephine dachte und lebte nur noch für die 
Kinder. Sie warb förmlich um sie. Am Morgen 
rüstete sie die Knaben und Anne für die Schule, 
am Mittag ließ sfie sich von den Erlebnissen in den 
Klassen erzählen. Sie wunderte sich nicht, daß sich 
Christoph wenig um die Kameraden kümmerte, daß 
er nur mit Konrad von Feldmann die Pausen ver— 
lebte und daß die beiden in kühler Abgeschlossenheit 
keinen anderen heranließen. Es wunderte sie nicht, 
aber es tat ihr weh. Aber — wie konnte sie es 
ändern? 
Lu Volbehr. Die neue Zeit.
	        
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