Volltext: Anselm von Feuerbach, der Jurist, als Philosoph

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des indischen Dichters Jajadeva, metrisch übersetzt. Das Werk- 
chen braucht nur ganz durchgefeilt, mit Einleitung, Anmer- 
kungen und einem erklärenden Wörterverzeichnis versehen zu 
werden, um in dem Druck mit Ehren erscheinen zu können.‘ 
In einem Brief vom 17. April desselben Jahres spricht 
er seine religiösen Anschauungen seinem Sohne Anselm gegen- 
über aus.*) 
„Die Seele des Menschen bedarf einer Stütze, woran sie 
sich hält, eines festen Punktes, von dem sie aus und auf den sie 
hingeht. „Eine solche Stütze hast du gefunden in der christ- 
lichen Religion, gewiss der herrlichsten und göttlichsten von 
allen, durch welche die Gottheit sich dem armen Menschen- 
geschlechte offenbart hat; aber vergiss nie, dass die Religion, 
die Christus gelehrt hat, nicht die Religion der Christen ist — 
die Kirchengeschichte wird dir diese recht klar beweisen‘ — ... 
„Forschet in der Schrift! Forsche in ihr mit freiem eigenen 
Geist!“ ... „Wenn du hierdurch deine Ueberzeugungen ge- 
Jäutert und befestigt hast, dann wirst du vielleicht auch noch 
für eine andere Ueberzeugung Raum finden, die von der christ- 
lichen Religion durchaus nichts hinwegnimmt, vielmehr diese 
selbst noch verherrlicht. Es ist dies die Ueberzeugung, dass 
Gott, den alle Zungen aller Weisen, aller Zeiten, aller Völker 
preisen, sich nicht bloss bei den Juden, nicht bloss durch 
Christus, sondern auch andern Völkern, jedem auf seine Weise, 
sowie es dessen bedurfte und fähig war, offenbart hat und 
auch künftig von Zeit zu Zeit sich offenbaren wird.“ ... „Stu 
diere mir nur fleissig und mit gründlichem Ernst. deine Bibel, 
lasse sie dir alles in allem sein. Du irrst nicht, wenn! du glaubst, 
sie sei ein göttliches Buch.‘“ ... „Nur hüte dich, dass nicht 
deine Ueberzeugung sich in ein flammendes Schwert des Geistes 
verwandle, und lass dem Sokrates, Zoroaster, Konfutse, Menu, 
Manco-Kapak und anderen Männern Gottes, deren sich die 
Vorsehung bediente, um das Menschengeschlecht zu veredeln 
und ihm das Göttliche zu bringen — lass ihnen ja noch ein 
Plätzchen ım Himmel übrig!“ 
Im Jahre vorher erschien das Werk, von dem Feuerbach 
selbst geschrieben, es werde das beste von allen sein, die er 
bisher verfasst habe und allenfalls noch zustande bringen werde : 
N Leben u. Wirken, Bd. II. S, 116/117.
	        
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