fullscreen: Der deutsche Meistergesang

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Kreijen des bürgerliden Lebens aufging und wo fich 
Sängergefeljhaften bildeten, weldhe fih zur Ausübung 
der Kunft unter Beobachtung gewiffer Schulregeln 
zufjammen]Oloffen. Der Meiftergejang murde aus[Hlicß- 
iQ bürgerlidhe Lyrif, die zulekt nur von fchlicdhten 
Handwerkern betrieben wurde. 
Die Meifterfinger dichteten nur das Lied; Leiche 
und Sprücdhe finden wir bei ihnen zwar noch hier und 
da im 14, und 15. Jahrhundert, allein jpäter ver: 
IOwanden fie ganz. 
Sin anderer Gegenjaß kam in der Entwidelung 
der äußeren Form des Liedes zum Ausdruck, indem den 
„furzen DQoftönen“ und den „weltliHen Tönen“ die 
Meiftertöne mit zwanzig und mehr Tönen gegenüber: 
geftellt wurden. Überhaupt wurde die von den Minne- 
Jängern überfommene dreigliedrige Strophe immer Kfünft- 
fidher ausgebildet. E€3 liegt auf der Hand, daß — wie 
wir {päter fehen werden — audy der Inhalt der Meifter- 
gejänge ein ganz anderer als der des Minnegejanges 
Mard. 
Srößer als der Unterjdhied zwijdhen Minne: und 
Meijtergejang — die eines Ur]prungs find — if der 
Segenfag zwijdhen Meiftergefang und Volkspoefie. 
Die Volkspoefie hat immer neben dem Meiftergejang 
beftanden und überlebte ihn nodh lange. Doch achteten 
die alten Meifterfinger die Volksdichter gering, weldhe 
fie „bäuri{d” im Gegenfaß zu ihrer Kunft nannten. 
In der Volkspoefie liegt die Hauptfadhe in der Melodie 
und Begleitung; im Meiftergejang fritt fie in die Worte, 
im ijt das Formelle das Bedeutungspolle. 
Hminerhin, wenn aud unbewußt, hat der Meifter- 
gefang mandjes von der Volfspoefie bewahrt; er ift 
von ihm. beeinflußt worden. 
Erft als die Freiheit des Meiftergefanages durch eine
	        
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