VII.
Schluss.
Die Urteile über Hans Sachs lauteten in den verschiedenen
Zeiten gar sehr verschieden. Lange konnten die Litterar-
historiker dem Dichter gegenüber nicht den richtigen Stand-
punkt finden, erst Goethe wies ihm den rechten Platz unter
den deutschen Poeten an. Oft war man ungerecht gegen ihn,
aber die Zeit hat auch dieses Unrecht gut gemacht. Wer
unserm Meister nahetritt muss ihn lieben. „On ne vit pas
pendant quinze ans dans l’intimit€ journalibre d’un homme aussi
aimant que Hans Sachs, sans l’aimer soi-meme Jusqu’ä la fai-
blesse,“ sagt Schweitzer am Schlusse seiner vortrefflichen Bio-
grafie. Und es ist wahr: Der Kampf um Hans Sachs hat
lange ausgetobt, das deutsche Volk hält das Andenken seines
größten Sohnes so hoch, wie er es verdient. Seine Werke sind
aufs neue heimisch geworden in den deutschen Herzen. Zwei
Ritter erstanden ihm, für ihn zu kämpfen: Wolfgang Goethe
und Richard Wagner. Sie lenkten den Strahl des ewigen
Lichtes auf ihn, und in dieser Verklärung wird er leben
immerdar.
Eines zu tun aber ist uns trotzdem noch vorbehalten: die
Abfassung einer wissenschaftlichen Hans Sachs-Bio-
grafie Sie gehört annoch zu den ungeschriebenen Büchern,
aber wenn sie den Deutschen geschenkt sein wird, erst dann
wird das Volk all die Schätze zu heben verstehen, die seines
Hans Sachs’ Werke bergen. Denn „im Studium des Hans Sachs
und der Verhältnisse unter denen seine dramatischen Dichtungen
durch Deutschland vom Volke aufgeführt wurden, könnte die
Gegenwart lernen, was kein Studium fremder Kunstpoesie sie
lehrt: die Ausfüllung der Kluft zwischen Dichter und Volk.“ 1)
ı) Goedeeke. Grundifes IT. 409.
Druck von Ehrhardt Karras, Halle a. 8.
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