Volltext: Hans Sachs im Andenken der Nachwelt

653 
von Nunnenbeck? Aber der ist ja schon lange tot. Und das 
bringt Sachs in ein ernstes Gespräch mit Kunigunde. Doch er 
wird bald wieder heiter und zitiert sogar seinen Spruch vom 
„bitter süß ehelich Leben“. Bald entschlummert er. Im Traum 
erscheinen ihm der Ehrenhold, dann eine himmlische, hohe, 
edle Frauengestalt, dann Nunnenbeck und die Meistersinger, 
schließlich Frau Wahrheit, welche ihm mit den goethischen 
Worten „Einen Eichkranz, ewig jung belaubt...“ einen Kranz 
aufsetzt. — Das Fastnachtspiel von Hans Sachs „Der Krämers- 
korb“ bildet den Schluss. 
Auch bei diesem Hans Sachs stand entschieden der Hans 
Sachs der „Meistersinger“ Pate, sogar David scheint dem Lehr- 
buben Bastian manchmal schalkhaft über die Schulter zu gucken. 
Das sich stark an den „Gartenlaube“-Stil anlehnende Festspiel 
ist teils in Prosa, teils in Versen gedichtet. Wir lernen den 
Meister kennen als einen guten Lehrherrn, einen gewissenhaften 
Arbeiter, der das Dichten nur „nach getaner Arbeit“ betreibt; 
einen getreuen Eheherrn und Hausvater; einen überzeugten 
Anhänger Luthers, kurz, als einen Menschen, der sich zum 
inneren Frieden durchgerungen hat. — Ausser diesem Festspiel 
hat Gen&e auch noch ein „Festschauspiel Hans Sachs“ ge- 
dichtet, das bei der Hans Sachsfeier in Nürnberg aufgeführt 
wurde. Es behandelt den geschichtlichen Konflikt, den Hans 
Sachs mit dem Rate der Stadt Nürnberg wegen seiner „Weis- 
sagung über das Papsttum“ hatte. Auch seine Gattin macht 
ihm heftige Vorwürfe wegen seines Abfalles von der alten 
Lehre (vgl. dagegen Jovialis, wo Rosina selber protestantisch 
werden will!). Gleichwohl bleibt der Meister fest. Der Rat 
untersagt ihm wegen jener Schrift die Veröffentlichung von 
weiteren Dichtungen. Diese Verfügung wird jedoch zurück- 
genommen und Hans Sachs wieder der alte Ehrenplatz einge- 
räumt. Das Stück weist sehr packende Familienszenen auf, 
auch Hans Sachs ist recht gut gezeichnet. 
Auf einer ungleich höheren Stufe als alle die bisher be- 
sprochenen Jubiläumsdramen, die unter einander wenig mehr 
gemein haben, als eben den Festspielcharakter — Augenblicks- 
schöpfungen, Gelegenheitsdichtungen von wenig künstlerischem 
Wert und kurzer Lebensdauer — steht das vaterländische 
Schauspiel in fünf Aufzügen „Hans Sachs“ von Martin Greif
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.