Volltext: Hans Sachs im Andenken der Nachwelt

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ja sie verwünscht es sogar, dass sie nicht als Schusterin ge- 
boren ist!! Plötzlich stürzt Veit ins Zimmer und zieht den 
Degen. Hans Sachs schüchtert ihn mit einem Dolche, den er 
ihm entschlossen vor die Augen hält, ein und entfernt sich. 
In der darauffolgenden Nacht herrscht in der Stadt ein allge- 
meines Getümmel. Die Katholiken wüten wider die Lutheraner. 
Sachs, der die verhaltene Glut des Hasses durch seine Schriften 
mit anschüren half, will in dem Aufruhr mitkämpfen, aber auf 
den Rat seines alten Freundes und Gönners, des Syndikus 
Birkheimer, verlässt er heimlich die Stadt... Im fünften Akt 
jedoch kehrt er zurück, um den Karneval mitzumachen. Er 
erfährt bei dieser Gelegenheit von Birkheimer, dass Airer einem 
Schlaganfall erlegen sei und Rosina jetzt sicher die seine werden 
solle. Der sechste Akt bringt alles ins Reine: Hans Sachs 
erhält seine Rosina, Gustel ihren Müllerfranz und unter dem 
Geläute der Glocken sehen wir den Hochzeitszug sich in die 
Kirche begeben. 
Der Dichter ist von Deinhardstein — meistens zu seinem 
Vorteil — sehr stark abgewichen und selbst dort, wo er sich 
an ihn anlehnt, wie z. B. in einer Schuhausbesserungsszene Veit 
Sachs, ist die Fassung eine wesentlich andere. Ein etwas 
strenger Humor geht durch das Lustspiel; einerseits reichliche 
Derbheit, andrerseits gar vornehme und zierliche Redensarten. 
Die Handlung ist unendlich verschlungen, der Schauplatz 
wechselt während der sechs Aufzüge nicht weniger als acht- 
undzwanzig Mal, unwesentliche Szenen sind langatmig aus- 
gesponnen und wirken ermüdend, ja selbst störend. Hans Sachs 
Charakter ist hier viel sympathischer, als bei Deinhardstein, 
obwohl er in dem gleichen Alter steht, wie dort. In Rosina 
ist er schöngeistig verliebt. Er ist ein Mann leichter Rede, 
z. B. in einem Wortgeplänkel mit Gustel, die ein „bitter-böses 
maul“ hat, und passt sich seiner jeweiligen Umgebung vor- 
trefflich an. Er ist mit Überzeugung Dichter und verteidigt 
auch seinen lutherischen Glauben aufrichtig und bestimmt. 
Bescheiden aber fest, von vornehmer Denkungsart, sticht er 
wohltuend ab gegen seine Umgebung und weiterhin gegen den 
Deinhardsteinschen Hans Sachs. 
Hiermit haben wir die erste Reihe der Hans Sachs-Dramen 
— vor Wagners „Meistersingern“ — beendet. Braun erwähnt
	        
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