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dass man ihn hochhielt und seinen Werken Verständnis entgegen-
brachte. Ebenso bekannt sind aber auch die Sacer, die Weise,
Wernicke u.a., die für ihn und sein Dichten nur Hohn und
Verachtung übrig haben, obgleich sie seine Werke gar nicht
kannten. Besonders verspottete man ihn, weil man in ihm
den Vater der verhassten Pritschmeisterpoesie sah, und es fehlt
nicht an Satiren, die ihn in derbster Weise hernehmen, wozu
wahrscheinlich auch die 1730 in Frankfurt a. M. erschienene
und mir nur dem Titel nach bekannte „Nachricht von der
Beschaffenheit des scheusslichen Gespenstes, welches sich vor
Hans Sachsens Geist ausgegeben“, gehört.
Trotz aller Verachtung jedoch entblöden sich „Dichter“
der damaligen Zeit nicht, Hans Sachsens Werke zu plündern
und seine Dramen als eigene auszugeben: Georg Lucz aus
Wien (1579) und Johann Zihler aus Nördlingen (um 1612)
sind solch dreiste Plagiatoren.
Fast zu gleicher Zeit (1619) erscheint aber auch die erste
eigentliche Ehrenrettung des Hans Sachs unter dem Artikel
„Saxo“ in der „Mythologiae Christianae sive Virtutem et vitiorum
vitae humanae imaginum Libri Tres“ von Johann Valentin
Andreae, Diakonus zu Vaihingen in Württemberg.
Verehrer und Verächter lassen sich bei Hans Sachs nicht
streng von ‚einander trennen. Auch in der Beurteilung seiner
Person herrschte zeitweilig ein Tiefstand, wie er ja sogar für
Goethe einmal eingetreten war — 1849!
Im 18. Jahrhundert war es namentlich in dem unerquick-
lichen Streit zwischen Gottsched und Bodmer, wo Hans
Sachs recht übel mitgespielt wurde. Seine objektive Beurteilung
und die Kenntnis seiner Werke erfuhr dadurch gar keine
Förderung.!)
Um diese Zeit erhob sich abermals in Schwaben eine
Stimme für den vielgeschmähten Meistersänger: Die „Ehren-
rettung“ eines ungenannten Gelehrten in der Sammlung
„Müfsige Stunden in Stuttgardt, Tübingen und auf dem Lande,
Frankfurt und Leipzig, 1760“,
Kurz darauf — 1765 — erschien in Altenburg die „Historisch-
kritische Lebensbeschreibung Hans Sachsens ehemals berühmten
A
1) Eichler, a. a. O0. S. 154.