Volltext: Zu Nürnberg

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zur Ruhe, liebe Frau Gärner“ — rate ich der gebrechlichen Frau 
mit den ernsten, übernächtigen Zügen, die noch deutlich das 
Gepräge einstiger großer Schönheit tragen. — „Sie haben es 
nötig. Ich komme in den Morgenstunden, dann sehen wir 
weiter!“ — 
Noch ein warmer Händedruck, ein dankbarer Blick aus den 
traurigen Augen, und ich befinde mich in der kalten Morgen— 
luft; wohlthuend berührt der eisige Hauch mir die erhitzte Stirne. 
— — Welch bedeutsame, inhaltsreiche Nacht liegt hinter 
mir. Ich wähne von wirrem Traume zu erwachen; doch das 
leise Knistern der engbeschriebenen Quartseiten in meiner Brust— 
tasche bezeugt mir, daß das reale Leben es ist, welches mir die 
aufgezeichneten Reminiszenzen aus dem Leben zweier Menschen 
in die Hände gespielt hat. — In Gedanken versunken durch— 
wandle ich die menschenleeren Straßen bis ich an der eigenen, 
behaglichen Behausung anlange. — Vor meinem geistigen Auge 
entrollt sih wieder und wieder das Stückchen sozialen Elendes, 
mit all' seinen betrübenden Details, in das ich unversehens 
geschaut, steigt wehmutsvoll die versunkene Herrlichkeit eines 
Künstlerlebens auf! — 
Am 10. März des Jahres 1864 verbreitete sich in Nürn— 
bergs Mauern die betrübende Kunde: „Köniqg Max hat das Zeit— 
liche gesegnet!“ 
Bang fragte man „was wird die Zukunft bringen ?“ ... 
Da bestieg der idealveranlagte, hochbegabte junge Bayernkönig 
Cudwig II. den verwaisten Thron seiner Väter. Und im Sturme 
verstand er es, die bangenden Herzen der Unterthanen zu er— 
obern, die Zweifel zu zerstreuen. 
In den Herbsttagen des Jahres 66 wurde die Absicht 
des Königs offiziell kundgegeben, Nürnberg durch seinen Aufent— 
halt auszuzeichnen. — Der für alles Schöne, alles Große be— 
geisterte Monarch trug Verlangen, seines Landes „Schatzkästlein“
	        
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