41
Der nach jahrelangem Verschollensein plötzlich wieder auf—
zetauchte Bruder Frau Lisbeth's, Herr Heinrich Stein, half der
arg zurückgekommenen Wirtschaft kräftig wieder auf. Er gab
freudig mit vollen Händen, und das Martin'sche Ehepaar genoß
ebenso freudig die Annehmlichkeiten des lang entbehrten Wohl—
sttandes.
Aber einen Wermutstropfen gab es doch im Becher des
Hlücks. Das war der Gedanke an eine notwendige Trennung
von dem geliebten Söhnchen. Herr Stein hatte erklärt, daß er,
der nach mancherlei Irrfahrten in der weiten Welt nun Besitzer
eines Londoner Bankhauses sei, Heinrich zu sich nehmen und in
seinem Geschäfte ausbilden wolle. Er habe keine Familie und
der Junge könne, wenn er brav sei und ihm in allen Stücken
folge, einmal sein Erbe werden.
Das Jahr bis zu seiner Konfirmation sollte der Knabe
noch bei den Eltern bleiben, dann aber hieß es: Hinaus — einem
neuen Leben entgegen!
Mutter Lisbeth zerdrückte manche Thräne, wenn sie an
den Abschied von ihrem Einzigen dachte und auch ihrem Manne
wurde das Herz dabei schwer. Aber es war doch ein großes
GHlück, daß gerade jetzt der reiche Onkel aufgetaucht war und
früher oder später hätte Heinrich ja ohnehin das Elternhaus
verlassen müssen.
50 gewöhnte man sich, halb seufzend, halb beglückt an
den Gedanken der Trennung. Als Herr Stein nach mehrwöchigemm
Aufenthalt die Verwandten wieder verlassen hatte, ging alles
wieder seinen altgewohnten Gang im Gärtnerhäuschen. Nur
in der Kasse des alten Martin zeigte sich eine wohlthuende
Veränderung. Die drückende Sorgenlast war von den Schultern
des braven Mannes genommen und mit hundert neuen
Plänen und Hoffnungen für das geliebte Kind schaute er in
die Zukunft.