Volltext: Zu Nürnberg

Henüge geschehe, — und selbiges alsdann in's Haller— 
schlößlein. — 
Da sie nun ihres Auftrages ledig den Heimweg antritt und 
zesenkten Hauptes unter den Waldbäumen dahinwandelt, einge— 
denk des trostlosen Gespräches mit der Mutter, vernimmt sie 
Schritte just hinter ihrem Rücken. Das Herzblut droht ihr zu 
stocken — sie kennt den Tritt — sie fühlet ihren ganzen Körper 
zleichwie gelähmt. Da steht er allbereit neben ihr, „Gott zum 
Gruße!“ jubelt's und leuchtet's ihr zu. Kaum wagt sie mehr, 
ihm in die Augen zu blicken, fürchtet sie doch, daß anstatt der 
Seligkeit der Englein, die ihr anher daraus zugewinket, am 
End gar der Satan sie angrinsen könnt', weil's ja Sünde ist, 
— so hat die Mutter gesagt. 
„Elslein, was habt Ihr nur?“ fragt Sifrit, „Ihr seid 
so still und anders als sonsten?“ 
Sie bleibt ihm die Antwort schuldig. 
„Sagt mir Els, seid Ihr mir nimmer gut? Sebht, ich 
wollt Euch ja heut mein Herz erschließen und Euch sagen, daß 
ich Euch mehr lieb, als mein Leben und eine ganze Welt, und 
daß ich nur einen Wunsch hab, den, Euch heimzuführen! — 
Der Els ist es wechselnd siedheiß und toteskalt um's Herz 
geworden, die Bäume scheinen um sie her zu tanzen, sie tastet 
mit den Händen in der Luft, nach Stütze suchend. Die Sinnen 
schwinden ihr. Und wie sie umsinket, da fängt sie der Sifrit 
mit kraftvollem Arme auf, inniglich drückt er die Magd an 
das hochklopfende Herz. 
„Elslein, mein einzig trautes Elslein, mein holdseliges 
Waldblümelein!“ flüsterte er ihr zu. Nun preßt er die bärtigen 
Lippen in langem, inniglichem Russe auf den keuschen Mund 
alsobald kehrt Leben in das süße Antlitz zurück. Stürmisch schlingt 
sie die Arme um seinen Nacken: „Sifrit, Sifrit! Hilf mir! 
rette mich! — Ich kann nicht — ich darf nicht — 's ist Sünde, 
hat die Mutter gesagt!“ schluchzt sie, sich fester an ihn schmiegend. 
„Was ist Sünde? Sprich Els! Ich versteh Dich nicht!“
	        
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