Volltext: Festgabe zur 14. Hauptversammlung des Bayer. Volksschullehrer-Vereins

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Der J. Direktor, Herr Wunderlich, fühlte, daß die Aufregung und Anstrengung 
als Dirigent mit der Pflege und Ausbildung seiner Stimme für Konzertmusik nicht 
vereinbar sei und daß erstere letztere ungünstig beeinflusse, weshalb er bat, ihm 
diese Last abzunehmen; seine übrige Kraft wolle er gern dem Verein weihen. Herr 
Wunderlich hatte in der That ein großes Opfer gebracht durch sein Einspringen 
als Dirigent in schwerer Zeit; man mußte seine Gründe würdigen und ihm mit 
Dankbarkeit seiner Verpflichtungen entbinden. Aber woher nun einen Ersatz nehmen, 
das war die große und schwere Frage; denn Leute, die einen so großen, auf be— 
deutender Höhe stehenden Chor mit nicht geringen Ansprüchen sofort übernehmen 
und leiten können, sind auch in unserem Slande nicht so häufig. Deshalb tauchte 
der Gedanke auf, einen Fachmann, einen Berufsmusiker für die Leitung des Vereins 
zu gewinnen, was nach längeren, schwierigen Unterhandlungen auch zu einem glücklichen 
Ziele führte. Er wurde gewonnen in der Person des Musikdirektors Th. Schmidt, dem 
als II. Direktor Karl Zahn zur Seite stand, während als J. Vorstand der früher 
schon an der Spitze des Vereins gestandene Hauptlehrer und Redakteur der Bayer. 
Lehrerzeitung G. Kraft erkoren wurde, der in Ph. Geyer eine ebenso tüchtige als 
arbeitsfreudige Hilfskraft fand. 
Nun trat eine längere Periode frischer, fröhlicher Thätigkeit und ruhig fort— 
schreitender Entwickelung für den Verein ein, die sowohl den musikalischen Dar— 
bietungen, wie den geselligen Veranstaltungen zum groͤßten Vorteil gereichte und 
den Verein auf eine Höhe brachte, die ihm das höchste Ansehen in der Bürger— 
schaft verlieh. 
Ein Blick in die Leistungen dieser fruchtbaren Wachstumsperiode wird das 
darthun. An größeren Werken wurden teils zum erstenmale, teils neu einstudiert 
in gediegener Weise zum Vortrag gebracht: „Das Fest der Rebenblüte“ von 
H. Zöllner, „Columbus“ von demselben, „Die Mette von Marienburg“ von O. 
Wermann, „Alcestis“ von Brambach, „Hans Sachs-Hymnus“ von O. Wermann, 
„Hegelingenfahrt“ von W. Sturm, „Sieg im Gesang“ von Edm. Kretschmer, „Im 
Lager der Bauern“ von Herm. Hutter, das Vokal-⸗Oratorium „Die eherne Schlange“ 
von Dr. C. Loewe, „Des Sängers Fluch“ von Chordirektor Th. Schmidt, „Fest— 
gesang an die Künstler“ von Mendelssohn und Liszt, „Festgesang“ von Kretschmer, 
„Johanna von Orleans“ von H. Hofmann, „Lied fahrender Schuͤler“ von Zöllner, 
„Fingal“ von Arnold Krug, „Gesang der Geister über den Wassern“ von Schubert, 
die „Allmacht“ von Schubert-Liszt, „Hunnenschlacht“ von Zöllner. Die Auf⸗ 
führung geschah im Verein und in öffentlichen Konzerten, anfänglich mit Klavier, bei 
der Wiederholung gewöhnlich mit Orchester (der Carlschen Kapelle), unter Mil— 
wirkung der stets arbeitsfreudigen und hilfsbereiten Solisten des Vereins Herren 
A. Krämer (Tenor) und A. Wunderlich (Bariton) und der Damen Frau 
Schmidt-Allizar (die um den Verein hochverdiente Gemahlin des Direktors 
Th. Schmidt), Frau Alla Steingräber, Frl. Liebermann, Frl. Holz und 
Frl. Küchle. Eine ganz besondere Sorgfalt wurde dem möglichft volltommenen 
Vortrag von à capella-Chören gewidmet, der beste Prüfstein für die Tüchtigkeit 
eines Vereins, Chören, die oft die reinste Filigranarbeit und feinste Nüancierung 
erforderten und zeigten. Hier seien nur erwähnt die 8 Hoffmannschen „Rattem 
fängerlieder“, „Hymne an den Gesang“ von Hegar, „Sommernacht“, 5stimmig, Chor 
von Brambach, „Waldweben“ von G. Weber, die Schubertschen Chöreé „Das 
Dörfchen“, „Der Gondelfahrer“, „Ruhe, schönstes Glück der Erde“, „Nachthelle“, 
„Nachtgesang im Walde“, „Ständchen“, „Hymne“, „pPilgerchöre“ aus Tannhäuser, 
„Frühlingsnacht“ von Weinzierl, wie das Schubertfsche „Ständchen“ mit Altsolo, 
„Johannisnacht am Rhein“ von Meyer-Olbersleben, „Au den Rhein“ von Bruch, 
„Es muß ein Wunderbares sein“ von Kirchl, „Tolenvolk“ von Hegar, „Das 
Kirchlein“ von Becker, „Ritornell“, „Lotosblume“ und „Rastlose Liebe“ von Schumann, 
„Weihe des Liedes“, „Die Trompete von Gravelotte“, „Die beiden Särge“, „Rudolf 
o. Werdenberg“ von Hegar. Nehmen wir noch dazu den Kranz von Liederperlen 
und Volksliedern, die zur Ergänzung der durch die vorstehenden Anführungen nun
	        
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