Volltext: Festgabe zur 14. Hauptversammlung des Bayer. Volksschullehrer-Vereins

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3) Diese Durchführung der Fachleitung könnte dann am besten und zweck— 
mäßigsten in der Weise erfolgen, daß die Inspektionsbezirke bedeutend verkleinert, 
die Juspektorenstellen hingegen ganz wesentlich vermehrt würden, doch so, daß 
jedem Inspektor (vorbildlich erscheinen hier die Verhältnisse an der hiesigen 
Höheren Töchterschule, sowie das Institut der Rektoren an den Volksschulen 
Korddeutschlands) die Führung einer eigenen Klasse übertragen würde bei 
reduzierter Unterrichtszeit für seine Person und unter gleichzeitiger Beigabe einer 
Hilfskraft (eines Hilfslehrers oder Schulverwesers) für den weiteren Unterricht an 
dieser Klasse, bezw. zu Schreibdiensten. 
) Der betreffende Inspektor (Schulleiter) aber — in reiferem Alter 
stehend und den beruflich Tüchtigsten seiner Kollegen entuommen — hätte (gleich 
den Rektoren an den Mittelschulen) gegen angemessene Vergütung die amtlichen 
Geschäfte seines Schulbezirkes, deren jeder ein kleines, abgeschlossenes Ganze 
bhilden würde, unter Beiziehung seiner Hilfskraft zu besorgen. 
II. 
Wenn von den Bestrebungen unseres Vereins zur Kräftigung des Lehrer— 
standes gesprochen werden soll, so ist wohl mit in erster Linie von seinen Be⸗ 
mühungeunum die Besserstellung der materiellen Verbältnisse seiner 
Mitglieder und deren Relikten zu berichten. 
Gemäß dem Grundsatze: 
„Bist du dem Idealen zugeneigt, so sorge erst für ird'scher Sorgen Stillung, 
Sieh, der Ballon, der 'in die Lüfte steigt, erhält am Boden bier erst seine 
Füllung“ — 
hat unser Verein jederzeit ein besonderes Augenmerk auf die Günstigergestaltung der 
materiellen Lage seiner Mitglieder gerichtet, natürlich ohne deren geistige Förderung 
damit zu vernaͤchlässigen, und er kann sich rühmen, daß fast alle Lehrergehaltsauf⸗ 
besseruugen seit 1861 von ihm in Fluß gebracht worden sind, wie er denn im Laufe 
der Zeit wiederholt auch eine Verbesserung der Lage der Relikten seines Standes 
anstrebte und erreichte. 
Wie die Gehaltsverhältnisse ehemals in Nürnberg gelagert waren, erhellt aus 
einer Denkschrift der hiesigen Kollegen vom 24. April 1860, die also vor 
Gründung des Vereins in feiner III. Erscheinungsform eingereicht wurde und den 
„achtungswürdigen Vertretern der Stadt gewidmet“ ist. Darin lesen wir auf S. 2: 
„Zu den Geringstbesoldeten gehören, unstreitig, die Lehrer an den hiesigen Volks— 
schulen. Das Besoldungsminimum derselben beträgt noch heute, wie vor 25 Jahren, 
die Sa. von 400 fl.*), während auch das erst in sehr späten Lebensjahren erreichbare 
Maximum der Einuͤahme von 600 fl. sich gleich geblieben ist.“ 
Es ward nun erbeten: 
ein Anfangsgehalt von 500 fl., 
Steigerung des Gehaltsmaximums auf 700 fl., doch dabei Reduktion der 
Dienstperioden von 6 auf 4 Jahren, und endlich 
Errichtung von Lehrerwohnungen zu mäßigem Anschlage oder doch Ge— 
währung einer billigen Wohnungs-Entschädigung von etwa 50 fl. 
Was erreicht wurde, ergibt sich aus folgender Mitteilung: 
In einer weiteren Denkschrift des Vereins vom August 1864 in 
gleichem Betreffe finden wir auf Seite 6: „Durch die hiesige Gehaltsskala sind 
fehr dankenswerter Weise die Gehalte der älteren Lehrer von 600 fl. auf 800 fl. 
gestiegen**); die Gehalte der neuangestellten sind jedoch ganz und gar, seit 1831 
Zuf 400 7I. steheud, dieselben geblieben. Da nun bis in die letzte Zeit herein 
) Ja, einige Kollegen, welche 1857 definitiv werden wollten, mußten sich sogar mit 
einem Anfaugsgehalt von 360 sl. begnügen und den Verzicht auf weitere d0 fl. schriftlich 
abgeben. 
s **) J. J. 1862.
	        
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