25
schliefslich auf seinem eigensten Gebiet, wenn Luitpold ins-
besondere der Kunst und den Künstlern warme Fürsorge
widmet. Das von dem Griechen Nikolaus Gysis 1899 als sein
letztes grofses Werk geschaffene Kolossalgemälde »Apotheose
der Bavaria « — ein Werk von feierlicher Gehaltenheit und
tiefer Symbolik —, welches als ein Geschenk des Staates
sinen der Räume des bayrischen Gewerbemuseums schmückt,
mag für Nürnberger neben von Ruemanns Prinzregentendenk-
mal selbst eine Probe der Kunstpflege und des Kunst-
schaffens bieten, wie dieses sich am Ende des 19. Jahrhun-
derts unter Luitpolds Regentschaft in München entfaltet hat.
zugleich aber, insoferne es den Gedanken der Harmonie ver-
körpert*), in gewissen Grenzen als ein Spiegel der Bestre-
bungen der ganzen Epoche gelten.
Harmonisch will uns endlich Luitpolds ganze Persön-
lichkeit erscheinen. Wenn es als das richtige Verhältnis
zwischen Körper und Geist betrachtet werden mufs, dafs der
Körper dem geistigen und seelischen Leben eine kraftvolle
Stütze biete und doch wieder als ein gehorsames Werkzeug
der Seele sich erweise, so dürfen wir sagen, dafs diese
Forderung in seiner Person in schönster Weise erfüllt sei.
Sein Körper, in der Jugend durch Übungen aller Art ent-
wickelt, durch Selbstzucht erhalten, das ganze Leben hindurch
durch Einfachheit und Strapazen in Feld und Frieden ge-
festigt, zeigt sich auch heute noch der kühnen und anstrengen-
den Jagd im Hochgebirg gewachsen und andererseits bereit,
seinem Herrn die unermüdlichste und geordnetste Erfüllung
aller Regentenpflichten zu ermöglichen. Und in Geist und
Gesinnung ein ‚schönes Gleichgewicht zwischen Fürst und
Mensch, Soldat und Bürger, Bayern und Deutschem, zwischen
religiöser Festigkeit und Achtung der fremden Überzeugung,
Anhänglichkeit an das Alte und Bereitwilligkeit zum Fort-
schritt, zwischen Thatkraft und Milde, Thätigkeit und Ver-
*) Der von Löwen gezogene Triumphwagen der Bavaria ist
von Gewerbe, Industrie, Handel umgeben; Eros, das Symbol der Ein-
heit zwischen Bayern und Wittelsbach, wie die Wissenschaft schreiten
den Löwen zur Seite; an der Spitze des Zugs die Poesie.