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wir streiter cristi wol uns schla’n
dieweil wir fir uns den himel han
got schirme firder wehr
zu seiner und zu unser ehr. amen.
Ist das Ganze auch eine Fälschung, so muss doch wenigstens
die Auswahl der Personen (S. Balduin, Magnus, Paulus, Hilarius,
Augustinus, Lodovicus, Wenzeslaus, Georgius) irgend ein altes
Vorbild haben.
Mit unserm Begriff des christlichen Ritters hat aber diese
Vorstellung nichts zu thun. Sondern neben diesen heiligen Streitern
Christi und neben den Ordensrittern, die sich „milites christi““
nannten, gibt es nun noch eine dritte Vorstellung vom christ-
lichen Rittertume im Mittelalter, und diese findet sich in der
deutschen Mystik. Von hier aus lässt sich eine direkte
Verbindungslinie ziehen bis zu Dürer und Erasmus.
Neben Tauler und Hermann von Fritzlar ist es vor allem
Heinrich Seuse (Suso, circa 1295—1366), der Führer der
oberdeutschen Mystik, der mit aller Lebhaftigkeit es als eine
hohe Aufgabe für das Menschenleben erfasst und verkündet, als
ein wackerer Streiter des himmlischen Reiches durch dieses Erden-
leben zu ziehen. Er selbst betrachtet sich ausdrücklich als einen
besonders dazu berufenen Ritter Gottes. Ein Engel hat ihn selbst
in geistlich-ritterliches Gewaffen gekleidet, nachdem er zuvor nur
ein Knecht des himmlischen Reiches gewesen ist. Nun zieht er
in der geweihten Rüstung als ein christlicher Ritter und wackerer
Streiter des himmlischen Reiches umher und sücht neue Ritter
für dasselbe anzuwerben. Er findet sie vor allem unter den
Frauen. (Vergl. vor allem sein lehrreiches Gespräch mit einem
Knappen bei der Ueberfahrt über den Bodensee über geistliche
und weltliche Ritterschaft, Büchlein der Weisheit, ed. Denifle, 217.)
Es hat den Anschein, dass in erster Linie durch Suso das
Bild von der geistlichen Ritterschaft für die deutsche Mystik zu
einem Lieblingsmotiv geworden ist, wie die folgenden Generationen
der‘ Mystiker beweisen. Nur ist ein interessanter Unterschied in
der Auffassung der späteren Mystik gegenüber der des 14. Jahr-
hunderts zu bemerken: In der früheren Zeit ist noch eine be-
sondere Berufung zum Stande des christlichen Ritters notwendig,
wie wir bei Suso selbst sahen. ebenso bei Tauler und seinen