Volltext: Catharina Regina von Greiffenberg (1633-1694)

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Noch mehr Seur dem Zertzen gibt, 
wann das Aug ein Kunstbuch liebt, 
wann der Engel⸗-Mund erklinget 
und ganz Englisch redt und singet. 
Von des Sertzens Doppel-wall, 
schallt der Liebe Gegenschall, 
alle zertzen an sich neiget, 
wo der Bosen-Busem bebt, 
sich mit lindem Athem hebt, 
sein beseeltes Marmor zeiget. 
Diß der Liebe Vestung ist, 
da sie bruͤstet sich und ruͤst, 
da sie Pfeile pflegt zuschaͤrffen 
alles ihr zu unterwerffen. 
Aber, wann diß herzen⸗-dach 
deckt der Tugend Schlaffgemach, 
ist der Keuschheit Pfortenrigel; 
wann darinn GOttempel-thront; 
wann der Kuͤnste-Geist bewohnt 
diese zween Parnassus-huͤgel: 
wer wolt halten nicht hochwehrt 
so ein goͤttlichs Bild der Erd! 
wer woll nicht, von ihm zu lesen, 
achten vor ein himmlisch Wesen? 
Schoͤnste Sreulein, schoͤnster Geist, 
(wie Euch dieses Buch uns weist,) 
Kuͤnste-⸗Fuͤrstin, Dichter-⸗Krone! 
Ihr giest Geist und Slammen ein. 
Alle Welt poet soll seyn, 
daß man Eurer Tugend lohne. 
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